Wie kam es 1933 zum Faschismus? – Faschismus in Deutschland Teil I

Wie kam es 1933 zum Faschismus? – Faschismus in Deutschland Teil I

Wer das Heute verstehen will, muss das Gestern kennen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Wie kam es 1933 zum Faschismus? Wer waren die treibenden Kräfte und die sozialen Träger des Nationalsozialismus? Warum konnte der Faschismus nicht verhindert werden? Auf diese Fragen versuche ich, im ersten Teil in komprimierter Form eine Antwort zu geben. Dabei stütze ich mich bei der Darstellung der geschichtlichen Ereignisse in der Weimarer Republik in erster Linie auf die Ausführungen von Bernt Engelmann in seinem Anti-Geschichtsbuch 2. Teil: Einig gegen Recht und Freiheit – Fischer Taschenbuch 1838 (ISBN 3-596-21838-1) Im zweiten Teil werde ich dann auf die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland eingehen.

Inhaltsverzeichnis

Die Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung 1919

5.Oktober 1918 – Die bürgerliche Republik kam still und leise über Nacht – und auf Krücken.

Am Morgen dieses Tages erfuhren die Deutschen aus den Zeitungen, dass aus der kaiserlichen Militärdiktatur eine Demokratie geworden sei.

Die neue Regierung wurde natürlich nicht gewählt, sondern eingesetzt. Eingesetzt von einem Mann, der bis zu diesem Zeitpunkt noch die Fäden in der Hand hatte: General Ludendorff. Max von Baden, ein gemäßigter liberaler Prinz, wurde zum Reichskanzler ernannt. Das neue Kabinett berücksichtigte erstmals die Mehrheitsverhältnisse im Reichstag. Es setzte sich zusammen aus bürgerlichen Demokraten, Politikern des katholischen Zentrums, und einem Mann der roten Umsturzpartei SPD.

Das war natürlich nicht dem Umstand geschuldet, dass die kaiserliche Generalität und insbesondere General Ludendorff, der ein unermüdlicher Hasser der Demokratie war, auf einmal Demokraten geworden wären. Es war nur ein geschickter Schachzug. Die meisten derjenigen, die den mörderischen Weltkrieg angezettelt hatten, mussten sich eingestehen, dass der Krieg, der an die 17 Millionen Menschen das Leben gekostet und ganze Landstriche in Schutt und Asche verwandelt hatte, verloren war. Die alten Mächte und die mit ihnen verbundene Generalität sollten mit diesem Schachzug aber davor bewahrt werden, als die Schuldigen dazustehen. Die Bildung der neuen Regierung war von General Ludendorff mit der Auflage verbunden worden, Waffenstillstandsverhandlungen durchzuführen, was dann im November 1918 geschah und mit dem Vertrag von Versailles besiegelt wurde. Dieses Manöver hatte weitreichende Folgen: Noch Jahre später konnten alte Monarchisten, Erzreaktionäre und Faschisten dem deutschen Volk einhämmern, dass die alleinige Schuld für die demütigenden Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages bei den Novemberverrätern, den Erfüllungspolitikern, für die Rathenau exemplarisch ermordet wurde, lag. Es entstand die Dolchstoßlegende, nach der die vermeintlich unbesiegte kaiserliche Armee von feigen Schurken von hinten niedergestochen wurde.

Noch aber war die revolutionäre Arbeiterschaft in der Lage, alle Manöver und Pläne durchkreuzen. Es wurde ja an der Front immer noch weiter gekämpft und weiter gestorben. Als dann die Admiralität die bis dahin sorgsam gehütete Flotte in das letzte Gefecht schicken wollte, widersetzten sich die Matrosen. Wie in Russland ein Jahr zuvor gaben die revolutionären Matrosen das Signal zum Aufstand.

Am Morgen des 9. November 1918 rüstete sich die gesamte Industriearbeiterschaft Groß-Berlins zum Marsch auf die Innenstadt. Unaufhaltsam überflutete die zum Handeln entschlossene Volksmenge die Berliner Innenstadt, um ihrer Forderung nach sofortiger Beendigung des Krieges Nachdruck zu verleihen. Reichstag und Schloss waren umgeben von einem Wald von roten Fahnen. Die gesamte Arbeiterschaft Berlins, Frauen und Männer, dazu Zehntausende von bewaffneten mit der Volksmenge solidarischen Soldaten, warteten ungeduldig darauf, dass endlich etwas Entscheidendes geschehen würde.

In dieser explosiven Situation riefen zwei Männer, jeder für sich, die Republik aus: Von einem Fenster des Reichstagsgebäudes rief Philipp Scheidemann, zweiter Mann der SPD und kaiserlicher Staatssekretär, dem Volk zu: „Es lebe die deutsche Republik!“

Von einem Balkon des gerade erst besetzten Schlosses proklamierte Karl Liebknecht „die freie sozialistische Republik Deutschland“. Karl Liebknecht, der erst am 23. Oktober aus dem Gefängnis entlassen worden war, in das man ihn wegen eines öffentlichen Aufrufs, den verbrecherischen Krieg zu beenden, gesteckt hatte, war Mitglied der Spartakus-Gruppe, einer am linken Rand der USPD für die Revolution agitierende Gruppe, und einer der mutigsten deutschen Revolutionäre.

Am Nachmittag des 9. November, als noch in der Reichskanzlei Koalitionsgespräche über die Bildung einer neuen Linksregierung im vollen Gang waren, schufen die Revolutionären Obleute vollendete Tatsachen. Sie schrieben für den nächsten Tag in allen Berliner Großbetrieben und Kasernen Wahlen von Arbeiter- und Soldatenräten aus. Und tatsächlich erschienen am nächsten Tag die Arbeiter fast vollzählig in ihren Betrieben, die Soldaten in ihren Unterkünften und wählten ihre Räte, die noch am Nachmittag desselben Tages im Zirkus Busch zusammentraten, um eine oberste vollziehende Gewalt, den Rat der Volksbeauftragten, einzusetzen.

Die Revolution schien also gesiegt zu haben, wenn nicht, tja, wenn nicht die SPD gewesen wäre. Die Führung der SPD, allen voran Friedrich Ebert, ein absoluter Gegner der Revolution und der Rätewirtschaft, setzte alles daran, den Fortgang der Revolution zu behindern und abzuwürgen. Sie sorgte einmal mit der Parole: „Kein Bruderkampf!“ dafür, dass nirgendwo Kampfabstimmungen zwischen Vertretern des linken und des rechten Flügels der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung stattfanden. In einigen Betrieben wurden sogar rechte SPD-Funktionäre gewählt, die tags zuvor noch von ihren Kollegen verprügelt worden waren, weil sie sich dem Marsch auf die Innenstadt widersetzten.

Otto Wels jagte als Beauftragter des SPD-Parteivorstandes von einer Kaserne zur anderen, um dort dafür zu sorgen, dass die dem Parteivorstand genehmen Soldatenräte gewählt wurden. Trickreich sorgte dann die Führung der SPD bei den Abstimmungen dafür, dass sie in dem Vollzugsorgan eine Dreiviertelmehrheit bekam.

Den schädlichen Einfluss der Sozialdemokratie auf die Revolution sieht man auch an den Richtlinien für die Aufgaben und das Tätigkeitsgebiet der Arbeiterräte (angenommen auf der Vollversammlung der Groß-Berliner Arbeiterräte im Januar 1919). Diese Richtlinien legten die Rechte, das Aufgaben- und Tätigkeitsgebiet der Arbeiterräte bis hin zur Entschädigung fest. Der schöpferische Akt der Revolution wurde in ein bürokratisches Korsett von Paragrafen eingezwängt. Es wurde z.B. festgelegt, dass der Arbeiterrat jedes Großbetriebes (…) der Direktion und dem Aufsichtsrat mit Sitz und Stimme bei allen zu erledigenden technischen und kaufmännischen Angelegenheiten gleichberechtigt beigeordnet (ist). Auch hier zeigte sich, dass die Sozialdemokratie gar nicht die herrschende Klasse entmachten, sondern nur an der Macht teilhaben wollte. Der Kapitalismus sollte nicht abgeschafft werden, sondern die SPD wollte von diesem System profitieren. Aus dieser Haltung heraus entstand später in der Bundesrepublik die Mitbestimmung.(Die Richtlinien sind nachzulesen z.B. bei Dieter Schneider/Rudolf Kuda – Arbeiterräte in der Novemberrevolution, edition suhrkamp 296, S. 80 ff)

Den neuen Regierungschef Ebert erreichte spät am Abend ein Anruf über eine geheime Telefonleitung aus dem belgischen Badeort Spa bei Lüttich, dem Sitz der kaiserlichen Obersten Heeresleitung. Am Apparat war General Wilhelm Groener, der Nachfolger Ludendorffs. Der General bat nicht etwa, sondern er forderte: Energischer Kampf gegen Bolschewismus und Räteunwesen, schnellste Rückkehr zu geordneten Zuständen und die Einberufung einer Nationalversammlung. Und Ebert hatte nichts Eiligeres zu tun, als allen diesen Punkten aus vollem Herzen zuzustimmen und sie auch in die Tat umzusetzen. Das war der Dolchstoß für die Revolution von innen heraus. Der Rat der Volksbeauftragten sorgte unter dem Einfluss der SPD dafür, dass er sich selbst und damit die gesamte Rätebewegung überflüssig machte. Am 19. Januar 1919 wurden Wahlen zur bürgerlichen Nationalversammlung abgehalten und damit die Weimarer Republik geboren.

Die Arbeiterklasse Deutschlands trat zu diesem Zeitpunkt unter dem Einfluss der Sozialdemokratie von der Weltbühne ab, kaum dass sie diese betreten hatte.

Doch die reaktionären Kräfte haben es der SPD nicht gedankt, dass sie zum Totengräber der Revolution wurde. Der Verrat an der Revolution von 1918/19 bildete die Grundlage für die Terrorherrschaft der Nationalsozialisten, der auch viele SPD-Mitglieder zum Opfer fielen.

In dem Maße wie die revolutionären Massen an Einfluss auf das politische Geschehen verloren, in dem Maße erhoben die alten reaktionären monarchistischen und bürgerlichen Kräfte wieder ihr Haupt.

Aus den zurückströmenden Soldaten (die nicht nach Hause zurückkehren wollten, weil alles, was sie gelernt hatten, das Töten war), aus verkrachten kleinbürgerlichen Existenzen, reaktionären Studenten, Abenteurern, Arbeitslosen, Kriminellen, also kurz allem, was der Kapitalismus an degradierten Elementen zu bieten hatte, wurden Freikorps gebildet. Diese Freikorps wurden schon früh gegen die revolutionären Massen eingesetzt.

Zum Beispiel bei dieser Gelegenheit:

Aus Anlass der Entlassung des Polizeipräsidenten von Berlin Emil Eichhorn, Mitglied der USPD, riefen die USPD und die Revolutionären Obleute zu einer Demonstration auf. Dabei besetzten bewaffnete Demonstranten die Druckereien des sozialdemokratischen Vorwärts und des Berliner Tageblatts sowie die Verlagsgebäude von Scherl, Ullstein, Mosse, die Druckerei Büxenstein und das Wolffsche Telegraphenbüro.

Die Führungen von USPD und KPD beschlossen rasch, die begonnene Besetzung zu unterstützen. Besetzer und Parteienvertreter bildeten am Abend des 5. Januar einen etwa 50-köpfigen Revolutionsausschuss. Dieser rief die Berliner Bevölkerung am Folgetag zu einem Generalstreik für den 7. Januar und zum Sturz der Restregierung Eberts auf. Dem Aufruf folgten etwa eine halbe Million Menschen, die in die Innenstadt strömten.

Der Revolutionsausschuss konnte sich aber in der Folgezeit nicht auf ein weiteres Vorgehen einigen. Verhandlungen mit Ebert scheiterten. Dieser übergab Gustav Noske den Oberbefehl über die Truppen in und um Berlin. Und Noske befahl gleich nach seiner Ernennung, alle Mitglieder des Revolutionsausschusses telefonisch überwachen zu lassen, um sie später festzunehmen. Dazu wurden 50 ausgesuchte Offiziere in allen Berliner Postämtern eingesetzt.

Am 8. Januar forderte der von der SPD beeinflusste Rat der Volksbeauftragten die Bevölkerung zum Widerstand gegen die Aufständischen und deren beabsichtigte Regierungsübernahme auf und veröffentlichte ein Flugblatt mit dem Titel: „Die Stunde der Abrechnung naht!“ Darin wurde den Aufständischen mit physischer Vernichtung gedroht.

Am 11. Januar gab Noske den Einsatzbefehl gegen die Besetzer des Vorwärts. Die Angreifer waren mit Kriegsausrüstung bewaffnet und ihren Gegnern daher weit überlegen. Das Freikorps Potsdam eroberte das Gebäude mit Flammenwerfern, Maschinengewehren, Mörsern und Artillerie. Auch weitere besetzte Gebäude und Straßen im Zeitungsviertel wurden bis zum 12. Januar erobert. Zu organisierten Schlachten kam es nicht, da die Aufständischen nicht darauf vorbereitet waren, vielfach ergaben sie sich freiwillig. Dennoch erschoss das Militär über hundert Aufständische und eine unbekannte Zahl von unbeteiligten Zivilisten vor Ort. Ein Untersuchungsausschuss des Preußischen Landtags bezifferte die Zahl der Todesopfer später auf 156. Die Militärs hatten dreizehn Gefallene und zwanzig Verwundete.

Am 13. Januar rückten die umliegenden Freikorps in die Stadt ein. Das größte von ihnen war die Gardekavallerie-Schützendivision unter dem Offizier Waldemar Pabst. Die Berliner Zeitungen begrüßten den Einzug nach Ende der Kämpfe als Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung. Der militärischen Besetzung folgten erhebliche Gewaltexzesse der reaktionären Truppen

Diese Vorgänge gingen in die Geschichte als Spartakusaufstand ein, obwohl die gerade erst gegründete KPD, die sich vorher Spartakusbund nannte, diesen Kampf weder gewollt hatte, noch an seiner Vorbereitung beteiligt war, sondern diesen Kampf nur unterstützt hatte.

Die wahren Urheber von Verschwörungstheorien, wie wir dann auch beim Reichstagsbrand sehen werden, sind also bei den reaktionären und bürgerlichen Kräften zu suchen. Da der Kommunismus ihr größter Feind ist, wird ihm alles Mögliche und Unmögliche in die Schuhe geschoben, nur um ihn bei der Bevölkerung zu verunglimpfen. Und es wird damit abgelenkt von der Tatsache, dass diese Kämpfe keine von irgendwelchen zwielichtigen Objekten angezettelten Ereignisse sind, sondern Folge der Lage der unterdrückten Klasse waren und sind, die sich gegen die herrschende Klasse auflehnen.

Die lokal begrenzten Kämpfe setzten sich nämlich anderswo fort: Anfang Februar an der Nordseeküste, vor allem in Bremen, dann in Thüringen und in der preußischen Provinz Sachsen, in der ersten Märzhälfte wieder in Berlin, im April in Bayern, vom Mai an im ehemaligen Königreich Sachsen usw.

Dieser blutige, Tausende von Todesopfern fordernde Bürgerkrieg im Jahre 1919 wird heute noch gern totgeschwiegen, stellte er doch einerseits – unter maßgeblicher Beteiligung und Verantwortung der SPD-Führung – die Weichen für jene Entwicklung, die zum Untergang der Republik, zur Nazidiktatur und zum Zweiten Weltkrieg geführt hat. Auf der anderen Seite leugneten und leugnen es die Führer, Nutznießer und Anhänger des Dritten Reiches, dass sie die Anfänge ihrer Bewegung, ihre Waffen und geheimen Zusammenschlüsse dem von ihnen verfluchten System und speziell jenem als Novemberverbrecher geschmähten Bonzenpack an der Spitze der SPD zu verdanken hatten.

Die Freikorps machten aber auch durch politische Morde, die heute unter dem Namen Fememorde bekannt sind, von sich reden.

Die besten, kämpferischsten und mutigsten Menschen, die je in Deutschland gelebt haben, fielen den Freikorps zum Opfer: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

Wie tief die SPD-Führung in diese Morde verstrickt war, zeigt ein Brief aus dem Nachlass von Waldemar Pabst 1970, dem Offizier, der die Morde an Luxemburg und Liebknecht veranlasst hatte:

Daß ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte – mit Ebert im Hintergrund – und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin. Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.“ [Gustav Noske – Wikipedia]

Kurt Eisner, der Führer der bayrischen in der Nacht vom 7. zum 8. November ausgerufenen Republik, wurde vom Grafen Arco-Valley, einem ehemaligen Mitglied der Thule-Gesellschaft ermordet.

Die nach dem Tode Eisners ausgerufene bayrische Räterepublik wurde von der Gardekavallerie-Schützendivision des Reichswehrministers Noske, mithilfe starker Freikorps-Verbände zerschlagen. Die Freikorps-Söldner hatten Schießfreiheit auf alles, was sie für rot hielten. Die genaue Anzahl der Opfer ist unbekannt. Man schätzt, dass etwa 1.200 Menschen, zumeist Arbeiter, dem weißen Terror zum Opfer fielen, darunter der geistvolle Literaturhistoriker Gustav Landauer und der Kommunist Eugen Leviné.

In seinen 1920 erschienenen Memoiren gibt Noske selbst freimütig zu, welche Rolle er in dieser Zeit gespielt hat:

Der Kriegsminister, Oberst Reinhardt, formulierte einen Befehl, durch den die Regierung und der Zentralrat den Generalleutnant von Hofmann, der mit einigen Formationen nicht weit von Berlin war, zum Oberbefehlshaber ernannte. Dagegen wurde eingewendet, dass die Arbeiter gegen einen General die größten Bedenken hegen würden. In ziemlicher Aufregung, denn die Zeit drängte, auf der Straße riefen unsere Leute nach Waffen, stand man im Arbeitszimmer Eberts umher. Ich forderte, daß ein Entschluß gefaßt werde. Darauf sagte jemand: ‚Dann mach du doch die Sache!‘ Worauf ich kurz entschlossen erwiderte: ‚Meinetwegen! Einer muss den Bluthund machen! Ich scheue die Verantwortung nicht!‘ Reinhardt meinte, auf den Vorschlag habe er eigentlich immer gehofft. Ein Beschluss wurde mündlich so formuliert, daß die Regierung und der Zentralrat mir weitgehendste Vollmachten zum Zweck der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in Berlin übertrugen.“ [Gustav Noske – Wikipedia]

Doch die Niederschlagung der revolutionären Bewegungen reichte den reaktionären Kräften nicht. Sie wollten auch das Zerrbild einer demokratischen Republik unter Führung der SPD vernichten. Als nach langem Zögern die Reichsregierung den Befehl zur Auflösung der Brigade Ehrhardt, einer fünftausend Mann starken, mit Feldhaubitzen und schweren Maschinengewehren ausgerüsteten Eliteeinheit, gab, erklärte der vom Rat der Volksbeauftragten eingesetzte Oberbefehlshaber der Vorläufigen Reichswehr, General von Lüttwitz: „Ich werde nicht dulden, dass mir eine solche Kerntruppe in einer so gewitterschwülen Zeit zerschlagen wird!“

Er alarmierte die Brigade Ehrhardt und befahl ihr, am nächsten Tag, den 13. März 1920, in aller Frühe in Berlin einzumarschieren, das Regierungsviertel zu besetzen und das rote Pack davon zu jagen.

Die Reichswehr hielt die Füße still. Der Chef des Truppenamtes Generaloberst Hans von Seeckt soll genäselt haben: „Truppe schießt nicht auf Truppe.“

Die tapferen SPD-Mitglieder der Reichsregierung brachten sich erst mal in Dresden und dann in Stuttgart in Sicherheit. So konnte dann der Landschaftsdirektor Kapp – nach dem dieser Putsch zu Unrecht benannt wurde, denn er spielte nur eine Nebenrolle – sich in der geräumten Reichskanzlei zum neuen Reichskanzler erklären.

Doch die vereinigten Reaktionäre, die ja nur der Vortrupp der alten kaiserlichen Herren und General Ludendorffs gewesen waren, hatten nicht mit der Arbeiterschaft gerechnet.

Bereits am 14. März begann der Generalstreik. Am 15. März dehnte er sich auf ganz Deutschland aus. Es standen buchstäblich alle Räder still. Es wurde nicht nur die Arbeit in den Fabriken, Zechen und Hüttenwerken, auf den Werften und allen Baustellen, in den Büros, Warenhäusern und Banken eingestellt, der gesamte Eisenbahn- und Postverkehr ruhte, keine Zeitung erschien, Straßenbahnen und Omnibusse blieben in den Depots. In Berlin wurde sogar die Strom-, Gas- und Wasserversorgung unterbrochen und alle Telefon- und Fernschreibverbindungen waren abgeschaltet. So fand der Putschversuch schon nach 5 Tagen sein Ende. Kapp floh nach Schweden und von Lüttwitz nach Ungarn.

Es erwuchs noch einmal revolutionärer Schwung aus dieser ungeahnten einmütigen Willensbekundung der Arbeiterschaft. In Sachsen und Thüringen, dann auch im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, kam es zu bewaffneten Aufständen.

Unter dem Eindruck dieses revolutionären Aufschwungs fanden sich ganz schnell die Putschisten, die Reichswehr, das Beamtentum, die Großindustrie und Finanzwelt, die Junker und die SPD-Führung wieder zusammen. In Sachsen und Thüringen wurde die Reichswehr eingesetzt, die nach harten, wechselvollen Kämpfen Sieger blieb. Anders war die Lage im Ruhrgebiet. Hier hatte eine rasch aus der Arbeiterschaft gebildete Rote Armee die örtlichen Reichswehr-Garnisonen in die Flucht geschlagen und am 20. März 1920 stand das ganze rheinisch-westfälische Industriegebiet unter der Herrschaft der siegreichen Arbeiter.

Währenddessen hatte der Sozialdemokrat Hermann Müller das Kanzleramt übernommen. Die erste Amtshandlung der neuen Regierung war ein Ultimatum an die Arbeiter des Ruhrgebiets. Sie, die diese Republik gerettet hatten, sollten sofort die Waffen niederlegen und sich der angeblich auf den Boden der Verfassung zurückgekehrten Reichswehr unterwerfen.

Das aber wollten viele Arbeiter nicht. Nach dem Zusammenbruch des Putsches im Reich kämpften die Arbeiter des Ruhrgebietes weiter. Aus dem Abwehrkampf gegen den Rechtsputsch wurde jetzt eine Aufstandsbewegung, die zum Sturz der Regierung aufrief mit dem Ziel der Errichtung einer Räterepublik. Das wiederum konnten die reaktionären Kräfte einschließlich der SPD nicht zulassen. Am 2. April 1920 marschierte die Reichswehr auf Befehl der SPD-geführten Regierung unter dem Kommando des ehemaligen kaiserlichen Generals Oskar von Watter ins Ruhrgebiet ein. Watter hatte auch noch eine Schmach zu tilgen. Truppenteile der Reichswehr mussten wie die Hasen vor dem furiosen Ansturm der Roten Ruhrarmee flüchten. Die Rache war fürchterlich. (Niederlage der Roten Ruhr-Armee)

Watters Truppen gingen mit äußerster Brutalität gegen die bewaffnete Arbeiterschaft vor. Als Hilfstruppen wurden vor allen Freikorps eingesetzt, die kurz zuvor noch gegen die Regierung Front gemacht hatten. Gegen die bewaffnete Übermacht hatten die Arbeiter keine Chance. Wochenlang wütete der Terror der Freikorps. Das Gelsenzentrum geht von über 2.000 toten Arbeitern aus, die zum größten Teil nach Beendigung der Kämpfe ermordet wurden (GELSENZENTRUM – Die Rote Ruhrarmee im Ruhrkrieg 1920).

Bei der herrschenden Klasse blieb alles beim Alten

Die Revolution hatte es zwar geschafft, den Kaiser ins Exil zu schicken, aber der alte Obrigkeitsstaat blieb weitestgehend erhalten: In den Ministerien saßen noch dieselben Staatssekretäre und Geheimräte wie vor dem 9. November. Die gesamte innere Verwaltung lag weiterhin in den Händen meist stockkonservativer Beamten. Das Heer stand immer noch unter dem Kommando der kaiserlichen Generäle und Stabsoffiziere.

Kein einziger Beamter wurde als Feind der Republik zur Rechenschaft gezogen oder zwangspensioniert, kein einziger Richter entlassen, kein General wurde unter Anklage gestellt, kein Offizier musste sich wegen Menschenschinderei oder Kriegsverbrechen verantworten.

Nach den Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 bekam Deutschland eine neue Regierung mit dem Zentrumspolitiker Fehrenbach an der Spitze. Verkehrsminister wurde der letzte Chef der kaiserlichen Obersten Heeresleitung und Partner Eberts bei der Niederwerfung der Revolution 1918, General Groener. Der Chef der Streitkräfte blieb General von Seeckt. Nachdem der 1926 seinen Hut nehmen musste, wurde sein Nachfolger General Groener. Die Reichswehr blieb also fest in der Hand der kaiserlichen Generalität. Genauso blieb auch das Vermögen in den alten bewährten Händen. Und es vermehrte sich, auch in der Zeit der Inflation 1923/24. Die Rittergutsbesitzer konnten mit ihrem gewachsenen Reichtum reaktionäre Politiker und rechtsradikale Kampfverbände fördern. Friedrich Flick raffte damals seinen ersten Konzern zusammen. Stinnes, Krupp, Röchling und Thyssen profitierten mächtig davon, durch große Bankkredite den Ankauf von Sachwerten zu finanzieren und diese Verbindlichkeiten später mit wertlosem Papiergeld zu tilgen. Eine andere Methode, rasch reich zu werden, während die Masse des Volkes alle Ersparnisse verlor, bestand darin, für den Staat Steuern zu kassieren, sie aber nicht gleich an das Finanzamt abzuführen, sondern dafür wertbeständige Rohstoffe zu kaufen und die Steuerschulden mit großer Verspätung mit wertlos gewordenen Papiermillionen zu begleichen. Auf diese Art und Weise ist Reemtsma steinreich geworden.

Nur die Lage der beherrschten Klassen verschlechterte sich zusehends

Auf der anderen Seite verarmte die Arbeitnehmerschaft während der sogenannten Goldenen Zwanziger Jahre. Durch die Inflation war die Mark so tief gesunken, dass im November 1923 vier Billionen zweihundert Milliarden Mark gerade mal einem amerikanischen Dollar entsprachen.

Ende 1925 war die Arbeitslosigkeit auf fast 20 Prozent gestiegen. Weitere 20 Prozent mussten sich mit Kurzarbeit begnügen. Bis zum Herbst 1926 gab es 2 Millionen Vollerwerbslose. Nach einer kurzen Zeit der wirtschaftlichen Erholung, in der die Arbeitslosigkeit erheblich zurückging, die Löhne um durchschnittlich 2,2 Pfennig pro Stunde stiegen, folgte bei einsetzender Weltwirtschaftskrise ein Abschwung, der zur Massenverelendung führte. Im Dezember 1929 gab es 2,9 Millionen Arbeitslose und weitere 3 Millionen mussten kurzarbeiten. In den Tarifverhandlungen ging es nur noch um Lohnsenkungen.

Anfang 1926 verdiente ein Berliner Maurer 1,26 Mark je Arbeitsstunde, ein Maßschneider 96 Pfennige, ein Bäcker 1,02 Mark, ein Schuhmacher 70 Pfennige, eine ungelernte Metallarbeiterin 44 Pfennige. Der durchschnittliche Stundenlohn im Deutschen Reich betrug 87,1 Pfennige, der Durchschnitts-Wochenverdienst der männlichen Arbeiter lag bei 41,75 Mark brutto. Die Angestelltengehälter waren zum Teil noch niedriger: eine gelernte Verkäuferin in Frankfurt an der Oder bekam 80 Mark brutto im Monat, eine Berliner Kontoristin 128 Mark, ein Prokurist in Hamburg 240 Mark.

1930 rechnete der ehemalige Sozialdemokrat Bandmann den Leuten vor, dass schon 40 Mark für vier Köpfe in der Woche genügen würden. Seltsamerweise bewegen sich solche Rechenkünstler immer im Dunstkreis der Sozialdemokratie.

Der kaiserliche Ex-Monarch Wilhelm II., der sich 1918 nach Holland abgesetzt hatte, bekam im Gegensatz dazu eine monatliche Rente von 50.000 Mark, was ihm aber noch zu wenig war. Genau soviel bekam 1930 der Generaldirektor Wilhelm Cuno von der Hamburg-Amerika-Linie, der vom 22. November 1922 bis 12. August 1923 deutscher Reichskanzler war. Der erhielt aber außerdem noch die Ministerpension aus seinem kurzen politischen Auftritt. Reichsbankdirektor Hans Luther bekam 340.000 Mark und Julius Dorpmüller, Generaldirektor bei der Deutschen Reichsbahn, 250.000 Mark. Davon ließ sich natürlich einigermaßen leben.

Im Dezember 1930 war die Zahl der Erwerbslosen auf 4,9 Millionen angewachsen, von denen aber nur noch knapp die Hälfte Unterstützung aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung bezog. Bis Ende 1931 hatte sich das Heer der Arbeitslosen schon auf knapp 6 Millionen vermehrt. Dabei waren die Fabrikherren und Zechenbesitzer sehr darauf bedacht, in erster Linie die gewerkschaftlich organisierten Sozialdemokraten und Kommunisten zu entlassen.

Dazu kamen die Opfer, die der Masse der deutschen Bevölkerung infolge des verlorenen Krieges aufgebürdet wurden.

Die Gesamtsumme der durch das Deutsche Reich erfolgten Zahlungen betrug nach deutschen Angaben 67,7 Milliarden Goldmark, nach den alliierten Berechnungen aber nur 21,8 Milliarden Goldmark. Die Differenz erklärt sich durch eine unterschiedliche Bewertung zahlreicher Leistungen.

Doch auch der Mittelstand, vor allem das Kleinbürgertum, kämpfte ums Überleben. Und das war die Schicht, die den nationalsozialistischen Rattenfängern zuerst auf den Leim gingen und mit fliegenden Fahnen auf deren Versprechen hereinfiel. 

Ideologische Manipulation durch die herrschende Klasse

Die herrschende Klasse verfügt über jahrhundertelange Erfahrungen, an die Macht zu kommen und sich auch da zu halten. Sie weiß genau: Wer vom eigenen Verschulden ablenken will, muss andere Schuldige präsentieren. Und das waren damals niemand anderes als jene Novemberverbrecher, rote Vaterlandsverräter und Erfüllungspolitiker. Der eingangs erwähnte Trick der kaiserlichen Heeresleitung bei der Durchführung der Waffenstillstandsverhandlungen entfaltete seine volle Wirkung.

Großen Anteil an den falschen Schuldzuweisungen hatte ein Pressekonzern, dessen Holding den seltsamen Namen Opriba (Ostdeutsche Privatbank) führte. Dieser Konzern beherrschte die Presse der Mittel- und Kleinstädte und des flachen Landes. Doch auch in Berlin war er vertreten. Zu ihm gehörte die zweitgrößte Nachrichtenagentur des Reiches, die Telegraphen-Union. Auch Deutschlands größte Filmherstellungs- und Vertriebsgesellschaft Ufa wurde angegliedert. Chef dieses weitreichenden Konzerns war der Geheimrat Alfred Hugenberg, von 1909 – 1918 Generaldirektor des Krupp-Konzerns, deutschnationaler Reichstagsabgeordneter, Vorstandsmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie und des Arbeitgeberverbandes. Hugenberg kontrollierte um die Mitte der zwanziger Jahre zwei Drittel der gesamten deutschen Presse und beeinflusste im Kino mit der Ufa-Wochenschau und nicht selten mit Filmen mit stramm deutschnationaler Tendenz. Dazu kamen noch die Zeitungen seiner schwerindustriellen Freunde, z.B. die Deutsche Allgemeine Zeitung und die Frankfurter Nachrichten von Hugo Stinnes. Die IG Farben beeinflusste die Frankfurter Zeitung. Die Gutehoffnungshütte war erheblich an den Münchner Neuesten Nachrichten beteiligt. Der Großindustrielle Otto Wolff finanzierte die Kölnische Volkszeitung und die Zeit.

Dazu kamen noch die ultrarechten bis nationalliberalen Parteiorgane sowie die ebenfalls rechts stehende Kirchenpresse. Alles in allem waren in der Weimarer Republik weit über drei Viertel der deutschen Zeitungen und Zeitschriften extrem antisozialistisch, entschieden gewerkschafts- und auch SPD-feindlich sowie mehr oder minder stark gegen die parlamentarische Demokratie eingestellt. Gegen diese geballte reaktionäre Phalanx war es schwer bis unmöglich für die sozialdemokratische Presse, die Organe der KPD und linken Zeitschriften wie die Weltbühne ein ebenbürtiges Gegengewicht zu schaffen.

Um verstehen zu können, wie die Hugenbergsche Presse operierte, hier ein paar Kostproben:

Man las von der schwarzen Schmach (das war die gängige Bezeichnung für die im besetzten Rheinland stationierten französischen Soldaten schwarzer Hautfarbe), von der Verseuchung der deutschen Jugend durch artfremden Nigger-Jazz und Urwaldtänze, die unweigerlich zu Rassenschande und damit zum Untergang führten.

Die Leser wurden aufgebracht gegen das schreiende Unrecht der völkerrechtswidrigen Zerschneidung des kerndeutschen Preußens durch den (in Wahrheit von fast drei Millionen Polen bewohnten, im Reichstag des Kaiserreichs von immerhin zwanzig polnischen Abgeordneten vertretenen) Korridor.

Man hetzte gegen die schmachvolle Unterwerfung deutscher Erfüllungspolitiker unter das Diktat der Feinde, von dem erniedrigenden Nachgeben der Systempolitiker in der Reparationsfrage. Der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger, der Unterzeichner des von den Generälen so dringend geforderten Waffenstillstands vom 11. November 1918 war ein in übelste Korruption verstrickter Lump und Vaterlandsverräter. Der Ende Januar 1922 zum Reichsaußenminister ernannte Walter Rathenau, Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), war ein artfremder Jude und Interessenvertreter der internationalen jüdischen Hochfinanz. Bei Friedrich Ebert handelte es sich um einen vom Sattlergesellen zum Reichspräsidenten aufgestiegenen ehemaligen Hochverräter, der der Front in den Rücken gefallen war, der vornehmlich Umgang mit Schiebern pflegte und sich von jüdischen Geschäftemachern mit kostbaren Geschenken offensichtlich bestechen ließ.

Die Nationalsozialisten mussten also nichts Neues erfinden, sondern haben nur geerntet, was andere gesät hatten.

Die Übergabe der Macht an die Nationalsozialisten

Schon ziemlich früh war klar, welche Ziele Hitler verfolgte. Hitler musste aufgrund seines in völliger Verkennung der Lage am 9. November 1918 durchgeführten Putschversuches in München eine nicht allzu lange Zeit in der Haftanstalt Landsberg ab April 1924 unter sehr komfortablen Bedingungen zubringen. Er war zwar zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt worden, aber schon Weihnachten 1924 wurde er begnadigt und aus der Haft entlassen. In dieser Zeit diktierte er seinem Sekretär Rudolf Heß das Buch Mein Kampf. Darin beschrieb er klar und eindeutig, was er zu tun gedachte, wenn er an die Macht kommen würde:

  • Beseitigung der parlamentarischen Demokratie, Beseitigung der Parteien und der Gewerkschaften

  • Beseitigung des Rechts auf freie Information und Meinungsäußerung

  • Beseitigung aller Spuren der Revolution und Ausrottung der sozialistischen Idee

  • Bruch des Versailler Vertrages und aller anderen Abkommen mit den Siegern des Ersten Weltkrieges

  • Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht und schnellste Wiederaufrüstung der Armee über den Vorkriegsstand hinaus

  • Wiedergewinnung der Vormachtstellung des Reiches

  • Gewinnung von Lebensraum im Osten auf Kosten der slawischen Nationen, was ja nur durch Krieg zu erreichen war

  • Versklavung und rücksichtslose Ausbeutung aller minderrassigen Völker

  • Ausrottung der Juden

  • Entrechtung der arbeitenden Bevölkerung

  • Degradierung der Frauen zu bloßen Garanten eines ausreichenden und gesunden Nachwuchses und dessen artgemäßer Aufzucht

  • Errichtung einer brutalen Diktatur durch eine dem Führer blind ergebene Herrenmenschen-Elite.

Aufgrund dieser Thesen wurde Hitler auch schon früh von gewissen Kreisen des Kapitals unterstützt, z.B. vom Chef des Stahlvereins Fritz Thyssen, von Hermann Reusch von der Gutehoffnungshütte, von Emil Kirdorf, dem Hüter der politischen Geldfonds der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie. Nachdem Hitler im Herbst 1930 in einem Prozess gegen einige jüngere Reichswehroffiziere, die wegen Verdachts auf Hochverrat angeklagt waren, als Zeuge aussagen musste und er sich vor Gericht von seiner besten und lügenhaftesten Seite zeigen konnte, gesellten sich zu seinen Förderern auch noch Georg von Schnitzler von der IG Farben, der Wintershall-Konzernchef August Rosterg und sein Partner Günter Quandt, Ex-Kanzler Cuno von der HAPAG, der Kölner Privatbankier Kurt Freiherr von Schröder, Wilhelm Finck von der Allianz-Versicherung sowie der zurückgetretene Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht. Völlig salonfähig wurde Hitler und seine NSDAP am 11. Oktober 1931. Der Geheimrat Hugenberg, den wir ja in unguter Erinnerung haben, lud nach Bad Harzburg ein. Die ganze alte Macht- und Geldelite der wilhelminischen Epoche und dazu ihr Nachwuchs, die Führer der Freikorps- und Kampfverbände war fast ausnahmslos versammelt. Das Haus Hohenzollern war ebenso vertreten wie die Creme der Großindustrie und des Großgrundbesitzes. Erschienen waren ebenso die Reichstags- und Landtagsabgeordneten der Deutschnationalen, das gesamte Führerkorps des Stahlhelm und vollzählig angetreten die gesamte NSDAP- Reichstagsfraktion und das Führerkorps der nationalsozialistischen Kampfverbände, an der Spitze Adolf Hitler, Hermann Göring, Minister Dr. Wilhelm Frick, SA-Stabschef Ernst Röhm, Josef Göbbels und Gregor Strasser, ein ehemaliger Freikorps-Offizier und nunmehriger Reichsorganisationsleiter der NSDAP, in Braunhemden und mit Hakenkreuz-Armbinden. Hugenberg gab hier den Zusammenschluss aller vertretenen Gruppen zu einer Nationalen Front bekannt und verkündete: „Geächtet sei jeder, der unsere Front zerreißen will!“

Kurz nach der Aufnahme der Nationalsozialisten in die herrschenden Kreise wurden im Boxheimer Hof in der Nähe von Worms die detaillierten Pläne der Hitler-Partei für den Tag, an dem die Nationalsozialisten die Staatsgewalt übernehmen würden, gefunden. Danach sollten alle politischen Gegner vorsorglich in sofort einzurichtende Konzentrationslager gebracht und bei etwaigem Widerstand auf der Stelle erschossen werden. Auch jeder Verstoß gegen die – schon einzeln vorbereiteten und am Tage der Machtergreifung in Kraft tretenden – Notverordnungen sollte mit dem Tode bestraft werden. Schusswaffen waren unverzüglich an SA und SS abzuliefern, der Geldverkehr sollte vorübergehend eingestellt, alle privaten Konten gesperrt werden. Für Juden war unter anderem vorgesehen, dass sie keine Lebensmittel mehr erwerben durften.

Die Veröffentlichung erregte ungeheures Aufsehen. Es konnte also keiner sagen, er hätte von nichts gewusst.

Zum Verfasser der Boxheimer Dokumente, Dr. Werner Best gibt es im zweiten Teil unter Personelle Kontinuität einen kurzen Abriss des Lebenslaufes, weil er sehr bezeichnend für eine deutsche Karriere ist.

Im November 1932 richteten führende Industrielle, einige Bankiers und Vertreter des Großgrundbesitzes ein Schreiben an den Reichspräsidenten v. Hindenburg, in dem sie ihn aufforderten, den Führer der größten nationalen Gruppe, Hitler, mit der Leitung eines mit den besten sachlichen und persönlichen Kräften ausgestatteten Präsidialkabinetts zu betrauen. Diese Aufforderung zur Errichtung einer nationalsozialistischen Diktatur hatten folgende Herren mit größter Ehrerbietung unterzeichnet:

Dr. Hjalmar Schacht, der Kölner Bankier Kurt Freiherr von Schröder, der Mülheimer Großindustrielle Fritz Thyssen, August Rosterg vom Kali-Syndikat, der Vorsitzende des HAPAG-Aufsichtsrates Emil Helfferich, Eberhard Graf von Kalckreuth im Namen der ostelbischen Standesgenossen und fünfzehn weitere Industrielle, Bankiers und Großagrarier.

Die Ruhrindustriellen Dr. Albert Vögler, Generaldirektor der Vereinigten Stahlwerke, Kommerzienrat Dr. Paul Reusch von der Gutehoffnungshütte in Oberhausen und Dr. Fritz Springorum vom Dortmunder Hoesch-Konzern ließen den Reichspräsidenten wissen, dass sie die Bitte ihrer Kollegen um baldige Errichtung einer Hitler-Diktatur voll und ganz unterstützten; sie wollten nur nicht, dass dies der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.

Nach einigem Hin und Her, Intrigen, Verhandlungen zwischen den Parteien, die alle an die Fleischtöpfe der Macht wollten, und zuletzt massiver Beeinflussung des Reichspräsidenten, den ja nicht die Ziele der NSDAP störten, sondern allein die niedrige kleinbürgerliche Herkunft Hitlers, sein Mannschaftsdienstgrad, seine eindeutige Nichtzugehörigkeit zur alten Führungsschicht, ließ Hindenburg am 30. Januar 1933 die vorher auf die Verfassung vereidigten neuen Kabinettsmitglieder bekanntgeben:

Adolf Hitler wurde Reichskanzler, Franz von Papen Vizekanzler, Reichsinnenminister wurde der NSDAP-Fraktionsvorsitzende im Reichstag Dr. Wilhelm Frick. Zum neuen Reichswirtschaftsminister wurde Geheimrat Dr. Alfred Hugenberg, Führer der Deutschnationalen, ernannt, zum neuen Reichsarbeitsminister der Stahlhelm-Bundesführer Franz Seldte. (Der Stahlhelm war der bewaffnete Arm der Deutschnationalen Volkspartei.) Der nationalsozialistische Präsident des Reichstages, Hauptmann a.D. Hermann Göring wurde Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für Luftfahrt. Zum neuen Reichspressechef wurde Hitlers bisheriger Wirtschaftsbeauftragter Dr. Walter Funk ernannt. Neuer Reichswehrminister wurde der eilig aus Genf zurückgerufene General von Blomberg, ein Anhänger Hitlers. Auf diese Weise bekam Hitler die Reichswehr auf seine Seite. Es war also eine erlesene Auswahl der Reaktionärsten der Reaktionäre, die Deutschland aufzubieten hatte.

Diesen Vorgang als Machtübernahme der Nazis zu bezeichnen ist Geschichtsfälschung. Es war nichts anderes als eine freiwillige und allen Beteiligten bewusste Machtübergabe an die Nazis.

In der Nacht vom 30. zum 31. Januar 1933 organisierte nicht nur die NSDAP stundenlange Vorbeimärsche der Braunhemden an der Reichskanzlei, auch die Hitler-Gegner meldeten sich eindrucksvoll zu Wort. In Berlin, Düsseldorf, Wuppertal, Duisburg, Chemnitz, Kaiserslautern, in Oberschlesien, aber auch in Hamburg, Köln, Leipzig, Mannheim, Karlsruhe, München und Stuttgart demonstrierten Anhänger von KPD und SPD, wehrten gemeinsam Überfälle der SA auf Gewerkschafts- und Parteihäuser ab und vertrieben die in die Arbeiterviertel eingedrungenen Schlägerkolonnen der Nazis. Obwohl es im Volk eine große Bereitschaft gab, dem Faschismus Widerstand zu leisten und durch einen Generalstreik, zu dem die Führung der KPD schon aufgerufen hatte, das Kabinett Hitler und von Papen wieder zu stürzen, lehnten die Führungen des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes und der SPD alle Bündnisangebote der Kommunisten ab, forderten ihre Mitglieder zu strengster Disziplin und Besonnenheit auf und warnten dringend davor, sich zu Gewaltakten oder Streiks provozieren zu lassen.

So vertat die Führung der SPD die letzte Chance, dem Faschismus den geschlossenen Widerstand der arbeitenden Klasse entgegenzusetzen und ihn notfalls mit Gewalt zu beseitigen, ehe er sich fest etablieren konnte.

Beim folgenden Wahlkampf konnten die Nazis erstmals die gesamten Propaganda- und Machtmittel des Staates für ihre Zwecke einsetzen. Und das Geld floss reichlich. Bei einem Empfang im Reichstagspräsidenten-Palais am 20. Februar 1933 gewannen die Nazis auch die Großindustriellen für sich, die kurz davor noch gezögert hatten, wie z.B. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach. Hitler versprach den Wirtschaftsbossen, den Marxismus zu erledigen, die Gewerkschaften zu zerschlagen und in raschem Tempo wieder aufzurüsten. Das ging den Konzernbossen runter wie Öl. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach sprang auf und drückte in bewegten Worten den Naziführern den Dank der Industrie für diese klare Darstellung aus. Anschließend ging Hjalmar Schacht mit dem Hut herum und sammelte die Zusagen für insgesamt drei Millionen Reichsmark ein.

Zwei Tage später begann Hermann Göring, der auch noch preußischer Ministerpräsident geworden war, den Terror zu legalisieren. Er ernannte zehntausend ausgesuchte Angehörige des Stahlhelms sowie vierzigtausend Mitglieder der nationalsozialistischen Kampfverbände zu Hilfspolizisten. Zugleich befahl er der Exekutive, unter allen Umständen jedwede Einmischung in die Aktivitäten der nationalen Verbände zu unterlassen, hingegen staatsfeindlichen Organisationen gegenüber keine Gnade walten zu lassen. Die Polizei sollte gegen Kommunisten mit der gebotenen Härte vorgehen und rücksichtslos von der Waffe Gebrauch machen.

So nahmen die willkürlichen Festnahmen und viehischen Misshandlungen politischer Gegner durch uniformierte Hilfspolizisten erschreckend zu.

Trotz dieser Maßnahmen blieb es im Lager der Nazi-Gegner erstaunlich ruhig. Dabei wartete die Führung der NSDAP auf einen zumindest Revolutionsversuch, um dann mit aller Härte zuschlagen zu können. Man hatte die Gewerkschaften und die Linksparteien, vor allem die KPD, bis aufs Blut provoziert, ihre Versammlungen entweder verboten, polizeilich aufgelöst oder von SS-Kommandos sprengen lassen; die kommunistischen Zeitungen waren auf unbestimmte Zeit verboten, die sozialdemokratischen Blätter immer wieder behindert und beschlagnahmt, Tausende Funktionäre, Flugblattverteiler und Plakatierer verhaftet und brutal misshandelt, mindestens 51 waren dabei ums Leben gekommen. Doch der von den Nazis heißersehnte Aufstand kam nicht und der Wahltag des 5. März rückte immer näher. Auch die polizeiliche Besetzung und Durchsuchung der KPD-Zentrale brachte keine Anzeichen eines Putschversuches zutage.

Der Reichstagsbrand und der Leipziger Prozess

Der Druck auf die Führung der NSDAP nahm zu. Die KPD war die einzige Kraft, die ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung machen konnte. Es musste etwas geschehen, was man als Mittel benutzen konnte, die KPD zu zerschlagen.

Also wurde beschlossen, selbst die Fakten zu schaffen. Unter Benutzung des geheimen Ganges von Görings Reichstagspräsidenten-Palais steckte man den Reichstag in Brand. Göring wusste natürlich gleich, wer es war: „Das kann nur ein Attentat der Kommune gegen unsere neue Regierung sein!“ rief er dem Vizekanzler von Papen zu. Und Hitler erklärte: „Es gibt jetzt kein Erbarmen! Wer sich in den Weg stellt, wird niedergemacht! Das deutsche Volk wird für Milde kein Verständnis haben. Jeder kommunistische Funktionär wird erschossen, wo er angetroffen wird; die kommunistischen Abgeordneten müssen noch in dieser Nacht aufgehängt werden! Alles ist festzusetzen, was mit den Kommunisten im Bunde steht – auch gegen Sozialdemokraten und Reichsbanner gibt es jetzt keine Schonung mehr!“ (Reichsbanner war der Kampfbund der SPD) [Reichstagsbrand – Wikipedia]

Es war alles bestens vorbereitet. Gleich am Tag nach dem Brand wurde eine sofort in Kraft tretende Notverordnung erlassen, die die „Beschränkungen der persönlichen Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäußerung einschließlich der Pressefreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts, Eingriffe in das Post- Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis, Anordnungen von Haussuchungen und von Beschlagnahme sowie Beschränkungen des Eigentums auch außerhalb der sonst hierfür bestimmten Grenzen“ für zulässig erklärte. Und es wurde reichlich davon Gebrauch gemacht.

Diese lächerliche Tat der Brandstiftung war und ist einer kommunistischen Politik diametral entgegengesetzt ist, wie Dimitroff später im Leipziger Prozess darlegte. Es gab überhaupt keine Beweise für eine Beteiligung der KPD. Doch wurden noch in derselben Nacht Massenverhaftungen vorgenommen, nach Angaben von Gestapo-Chef Diels etwa viertausend, nach den Feststellungen der KPD mehr als zehntausend. Die meisten von ihnen kamen später in den Konzentrationslagern ums Leben. Ein junger Holländer, Marinus van der Lubbe, wurde im Reichstagsgebäude festgenommen und später zum Tode verurteilt und hingerichtet. Festgenommen und angeklagt wurden auch vier kommunistische Funktionäre, drei Bulgaren und ein Deutscher, darunter der Bulgare Georgi Dimitroff, Mitglied des ZK der Kommunistischen Partei Bulgariens und des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale (KI). Durch einen gut vorbereiteten und geschickt inszenierten Prozess wollten die führenden Nationalsozialisten die KPD und die gesamte kommunistische Weltbewegung diskreditieren und ihr einen schweren Schlag versetzen. Aber es kam anders.

Da heutzutage die bürgerlichen Medien über den in Leipzig abgehaltenen Prozess den Mantel des Schweigens decken, lohnt es sich, etwas genauer darauf einzugehen. Dieser Prozess erregte nämlich damals weltweites Aufsehen und setzte Millionenmassen in Bewegung. Die Internationale Kommission zur Untersuchung der Hintergründe des Reichstagsbrandes organisierte in London einen Gegenprozess.

Dimitroff, der die ganze Zeit mit eisernen Handschellen, auch nachts, gefesselt war, wurde vom Angeklagten zum Ankläger. Er musste sich selbst verteidigen, weil das Gericht alle seine Wahlverteidiger abgelehnt hatte. Trotz Sprachschwierigkeiten und Unkenntnis der deutschen Prozessordnung, trotz der Folter der ununterbrochenen Fesselung tat er das in hervorragender Weise. Die Nazis, die nicht mit einem so mutigen Mann gerechnet hatten, der nicht sich persönlich, sondern die kommunistische Bewegung verteidigte, hatten viele ausländische Pressevertreter eingeladen. Schon die erste Rede Dimitroffs vor Gericht ging um die Welt und rief eine starke Sympathiebewegung hervor.

Er sagte unter anderem: „Wahr ist auch, dass ich als Mitglied des ZK der bulgarischen KP und Mitglied der der Exekutive der KI ein verantwortlicher und führender Kommunist bin…

Aber gerade deswegen bin ich kein terroristischer Abenteurer, kein Putschist und kein Brandstifter!“

denn

„Massenarbeit, Massenkampf, Massenwiderstand, Einheitsfront, keine Abenteuer – das ist das Alpha und Omega der kommunistischen Taktik.“ sagte er in seiner Schlussrede vor Gericht.

Dimitroff nahm einen Zeugen nach dem anderen auseinander und entlarvte auch Göring und Goebbels als tumbe Ausführende des nationalsozialistischen Terrors. Im Spiegel 47/1959 steht am Schluss des Artikels „Stehen Sie auf, van der Lubbe!“ [„STEHEN SIE AUF, VAN DER LUBBE!“ – DER SPIEGEL 47/1959] ein entlarvender Wortwechsel zwischen Dimitroff und Göring.

Alle kommunistischen Angeklagten mussten freigesprochen werden. Der Prozess brachte den Nazis die erste internationale Niederlage bei.

Aber noch heute wird trotz aller Zweifel an den von den Nazis in die Welt gesetzten Lügen von Medien behauptet, dass der Kommunist Marinus van der Lubbe den Reichstag angezündet haben soll, z.B. in der Sendung Wegmarken vom RBB. Der Prozess vor dem Reichsgericht in Leipzig wird einfach verschwiegen. [Wegmarken | Chronik]

Göring hatte van der Lubbe ein Parteibuch der KPD untergeschoben, aber im Prozess sagten drei Kriminalpolizeibeamte, die van der Lubbe verhaftet und vernommen hatten, dass sie bei ihm kein Parteibuch gefunden hätten. Und bei einem Lokaltermin gelang es van der Lubbe noch nicht einmal, eine kleine Hütte anzuzünden. Die von den Nazis zusammengebrauten Lügen wurden damals schon von Dimitroff widerlegt. Das hält aber bürgerliche Medien nicht davon ab, die gleichen Lügen heute wieder aufzutischen, obwohl die stenographischen Protokolle des Prozesses wie auch seit einiger Zeit die Ermittlungsakten des Reichsgerichts, der Politischen Polizei und der Oberstaatsanwaltschaft zugänglich sind.

Das Ergebnis der Reichstagswahl am 5. März 1933 fiel dennoch nicht so aus, wie sich die Nazis erhofft hatten.

Die NSDAP erhielt zwar rund 3,5 Millionen Stimmen mehr als bei den Reichstagswahlen vom Juli 1932, verfehlte aber mit 43,9 % die absolute Mehrheit. Trotz des propagandistischen Trommelfeuers und der Verbreitung von Angst und Schrecken durch die Braunhemden hatten SPD und KPD nur geringe Einbußen zu verzeichnen.

Hitler, Göring und der zur Belohnung für seine außerordentlichen Einfälle und Anstrengungen im Wahlkampf zum Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ernannte Goebbels hatten alsbald eine glorreiche Idee: Der neue Reichstag sollte sich selbst entmachten. Die für das Ermächtigungsgesetz nötige Zweidrittelmehrheit war nicht so schwer zu erreichen. Die 81 kommunistischen Abgeordneten waren entweder verhaftet oder untergetaucht. Auch einige SPD-Abgeordneten waren verhaftet. Die anderen noch fehlenden Stimmen wurden mit massiver Einschüchterung und mit einem weiteren propagandistischen Meisterstück gewonnen:

Die Eröffnung des neuen Reichstages wurde von den Nazis in die Potsdamer Garnisonskirche verlegt. An diesem Ort ruhten die Gebeine des Alten Fritz, hier hielten die Hohenzollern ihre Siegesfeiern ab, hier wohnte Hindenburg als junger Gardeleutnant einem Tedeum bei. Auch das Datum des Schauspiels, der 21. März, hatte symbolische Bedeutung. Am 21. März 1871 hatte Bismarck den ersten Reichstag des wilhelminischen Kaiserreichs in dieser Kirche eröffnet. Nach einer den alten Hindenburg zu Tränen rührenden Rede Hitlers ging der mit allen Zeichen der Demut auf den in seinem Sessel stocksteif sitzenden Reichspräsidenten zu, verbeugte sich vor ihm und ergriff feierlich seine Hand. Die Bilder vom Händedruck des deutschen Generalfeldmarschalls und des österreichischen Gefreiten gingen um die Welt. Dazu erklang das Glockenspiel der Garnisonskirche mit der Melodie „Üb‘ immer Treu und Redlichkeit“. Eine Meisterleistung von Regie und Schauspielkunst.

Zwei Tage später legte Hitler dem Reichstag ein Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich vor, in dem klar und eindeutig stand, dass Reichsgesetze (…) außer in dem in der Reichsverfassung vorgesehenen Verfahren auch durch die Reichsregierung beschlossen werden (können).

Fast alle, u.a. das Zentrum, die Bayerische Volkspartei, die Katholiken unter ihnen, und die Liberalen, unter ihnen der Abgeordnete Theodor Heuß, gaben diesem Ermächtigungsgesetz ihre Zustimmung. Auch an dieser Stelle kann man nicht von einer Machtübernahme reden. Die bürgerlichen Parteien gaben im vollen Bewusstsein ihres Handelns ihre Zustimmung.

Einzig die SPD verweigerte sich, gab aber mit der Teilnahme an der Abstimmung zu erkennen, dass sie die Rolle einer staatsloyalen Opposition übernehmen wollte. Sie nahm keinen Anstoß an der verfassungswidrigen Behinderung zahlreicher Abgeordneter der KPD und auch der SPD, die unter Verletzung ihrer Immunität in Haft gehalten wurden.

Und so wurde das Ermächtigungsgesetz mit großer Mehrheit angenommen und das Ende der Weimarer Republik besiegelt.

Die Nationalsozialisten konnten jetzt ihr wahres Gesicht zeigen. Alle großtönenden und hohlen Versprechungen, die sie gegenüber der arbeitenden Bevölkerung gemacht hatten, wurden kurzerhand gebrochen. Die Gewerkschaften wurden zerschlagen, ihre Vermögenswerte beschlagnahmt, die meisten ADGB-Funktionäre, aber auch zahlreiche christliche Gewerkschaftsfunktionäre in Schutzhaft genommen, zum Teil schwer misshandelt und größtenteils in die Konzentrationslager verschleppt. Das Tarifvertragsrecht wurde abgeschafft, das Streikrecht beseitigt, die Betriebsräte aufgelöst und an ihre Stelle Treuhänder der Arbeit bestellt. Das waren dann meist der Einfachheit halber die Unternehmer und Konzernherren selbst.

Parteien wurden aufgelöst wie die SPD. Die anderen Parteien lösten sich von selbst auf. Die monarchistisch und reaktionär gesinnten Mitglieder der alten Parteien reihten sich mit großer Begeisterung in die Reihen der NSDAP ein.

Das Terrorsystem der Nationalsozialisten war also nicht nur ein Sieg des Kapitals über die Arbeiter, sondern auch sein endgültiger Sieg über die Monarchie in Deutschland.

Zum besseren Verständnis, wie gut sich Kapital und Nationalsozialisten verstanden haben, eine kleine, nicht vollständige Zusammenstellung der illustren Gesellschaft, die sich im Freundeskreis des Reichsführers SS Heinrich Himmler versammelt hatte:

Dr. Ing. e.h. Rudolf Bingel, Generaldirektor des Siemens-Konzerns

Karl Blessing, Vorstandsmitglied im Unilever-Konzern

Friedrich Flick, Chef des Flick-Konzerns

Dr. Karl Ferdinand Ritter v. Halt, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bank AG

Ewald Hecker , Präsident der Industrie- und Handelskammer Hannover, Betriebsführer der Zeche Friedrich der Große in Herne und Aufsichtsrat der Ilseder Hütte AG

Dr. h.c. Emil Helfferich, Aufsichtsratsvorsitzender der HAPAG und Repräsentant der ESSO-Deutschland

Otto Heuer, Vorstandsvorsitzender der Portlandzementwerke Heidelberg

Dr. Richard Kaselowsky, Chef des Oetker-Konzerns

Fritz Kranefuß, kaufmännischer Leiter der Braunkohle-Benzin-AG

Carl Vincent Krogmann, Schiffsreeder und Teilhaber der Firma Wachsmuth & Krogmann

Karl Lindemann, Teilhaber der Firma Melchers & Co, Bremen, Vorsitzender des Aufsichtsrates der ESSO-Deutschland und der HAPAG

Dr. Karl Rasche, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank AG

Friedrich Reinhart, Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank AG

Hellmuth Roehnert, Vorstandsvorsitzender des Rheinmetall-Borsig-Konzerns

August Rosterg, Generaldirektor der Wintershall AG und Aufsichtsratsvorsitzender des Deutschen Kali-Syndikats

Dr. Hermann Schmitt, Generaldirektor des Allianz- und Aufsichtsratsvorsitzender des Münchner Rück-Versicherungskonzern

Kurt Freiherr von Schröder, Inhaber des Bankhauses I.H. Stein in Köln

Otto Steinbrinck, Generalbevollmächtigter des Flick-Konzerns

Dr. Ing. Albert Vögler, Generaldirektor der Vereinigten Stahlwerke und Präsident des Vereins deutscher Eisenhüttenleute

Hans Walz, Generaldirektor des Bosch-Konzerns

Franz Heinrich Withoeft, Inhaber der Firma A.O. Meyer, Hamburg, Aufsichtsrat der Commerzbank, der Deutschen Werft und einiger anderer Unternehmen

Faschismus an der Macht heißt auf der einen Seite:

Grenzenlose Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft. Niederwerfung der Arbeiterbewegung, Zerschlagung der Gewerkschaften. Der jetzt noch aufflackernde geringe Widerstand in den Betrieben war leicht unter Kontrolle zu bringen. Die Vernichtung der Juden war eine spezifische Ausprägung des deutschen Faschismus. Manchen Konzernherren war das anfangs gar nicht recht, weil sie dadurch gute Arbeitskräfte verloren.

Das wurde aber dadurch mehr als aufgewogen, dass die SS den Konzernen die besten Arbeitskräfte aus den Konzentrations- und Zwangsarbeitslagern für ein Taschengeld zur Verfügung stellte, die bis zur physischen Erschöpfung ausgepumpt und ausgesaugt und dann plan- und fabrikmäßig entsorgt wurden. Dabei wurde diesen Leuten alles, was sich verwerten ließ, weggenommen. Die Goldzähne wurden an die Reichsbank geliefert, Haare wurden für die Matratzenherstellung benutzt, Fett zu Seife verarbeitet, Kleidung als großzügige Spende des Führers den Ausgebombten zur Verfügung gestellt. Am in den KZ’s verwendeten Gas Zyklon B verdienten sich die Konzerne IG Farben und Degussa über ihre gemeinsame Tochterfirma Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) eine goldene Nase. Eine lückenlosere und bis ins kleinste Detail ausgeklügeltere Verwertung des Menschen und seiner Arbeitskraft durch das Kapital ist nicht vorstellbar.

Faschismus an der Macht heißt auf der anderen Seite:

Grenzenlose Expansion, Unterwerfung anderer Völker und die ebenso grenzenlose Ausbeutung ihrer Arbeitskräfte, Raub ihrer Vermögenswerte und Bodenschätze, Übernahme ihrer Fabriken bis zur Demontage und Wiederaufbau im Kernland. Welches Leid damit über diese Völker gebracht wird, hat das Kapital noch nie interessiert. Es interessiert immer nur der größtmögliche Profit. Und all das wurde durch den Faschismus ermöglicht.

Die Profiteure

Einige Konzerne sollen hier exemplarisch zeigen, wie eng die Monopole mit dem nationalsozialistischen Staat verbunden waren und wie sie gegenseitig profitierten: IG Farben, Siemens und Krupp. Und fehlen dürfen an dieser Stelle auch die deutschen Banken nicht.

  IG Farben

Am 2. Dezember 1925 schlossen sich 8 große deutsche Chemiefirmen zur I.G.-Farbenindustrie Aktiengesellschaft zusammen. Grundlage für diesen Zusammenschluss war die Einsicht, dass man im internationalen Konkurrenzkampf nur auf der Grundlage einer großen Kapitalbasis und mithilfe einer besseren Aufgabenverteilung und Arbeitsteilung in einem einheitlichen Konzern bestehen konnte. Die wichtigsten Vorhaben, die die weitblickenden führenden Köpfe der Farbenindustrie, u.a. Carl Duisberg, Carl Bosch, Hermann Schmitz, Carl Krauch, Fritz Haber, Fritz ter Meer, (der Aufsichtsrat der I.G. Farben nannte sich im internen Kreis: Rat der Götter) mithilfe dieser I.G. durchsetzen wollten, waren die Herstellung von synthetischem Öl und von synthetischem Gummi. Man hatte gelernt aus dem 1. Weltkrieg. Die Abhängigkeit von den Rohstoffen dieser Welt war ein entscheidender Grund für Deutschlands Niederlage.

Die Abhängigkeit von chilenischem Salpeter für die Herstellung von Schießpulver hatte die BASF schon im 1. Weltkrieg beseitigt.

Ab Mai des Jahres 1915 war die Firma in der Lage, synthetisches Ammoniak als Grundlage für Dünger, aber auch für Schießpulver in Massen herzustellen. Möglich wurde das durch das Haber-Bosch-Verfahren, so genannt nach den beiden Erfindern Carl Bosch und Fritz Haber.

Um die Kapazitäten der BASF zu erweitern, war der Neubau einer riesigen Haber-Bosch-Anlage erforderlich. Die BASF erhielt für den Bau der Anlage in Leuna die Unterstützung der kaiserlichen Regierung. Hinfort war der finanzielle Erfolg von BASF ungeheuer. Während des gesamten I. Weltkrieges konnte die BASF an ihre Anteilseigner eine 25-prozentige Gewinnausschüttung vornehmen. Und nachdem sich Gustav Krupp und Carl Duisberg, der anerkannte Sprecher der Farbenindustrie, bei Hindenburg und Ludendorff über Arbeitskräftemangel beschwert hatten und eine Öffnung des belgischen Arbeitskräftereservoirs vorgeschlagen hatten, begann die deutsche Armee mit der Verschleppung von belgischen Arbeitern in deutsche Fabriken. Es spielten sich herzzerreißende Szenen ab. Die deutschen Soldaten drangen einfach in die Wohnungen ein, entführten die arbeitsfähigen Männer, versperrten die Türen mit ihren Bajonetten und pferchten die Gefangenen in Waggons.

Insgesamt wurden 60.000 Belgier deportiert. Auch die Verschleppung von Arbeitskräften war also keine Erfindung der Nazis, sondern sie wurde schon vorher vom kaiserlichen Staat erprobt.

Diese Aktion erwies sich aber als Flop, weil sich die belgischen Arbeiter trotz Versprechungen und Drohungen weigerten, zu arbeiten und wieder nach Hause zurück verfrachtet werden mussten.

Und weil das Schießpulver vor der industriellen Fertigung des synthetischen Produkts schon mal knapp wurde und ein regelmäßiger Munitionsnachschub nicht gewährleistet werden konnte, versuchte man es erst einmal mit den Abfallprodukten der Farbenindustrie: Brom und Chlor und sonstigen giftigen Chemikalien.

Obwohl die Haager Konvention, die auch Deutschland unterzeichnet hatte, den Einsatz von Giftgas geächtet hatte, wurden am 22. April 1915 unter Leitung des schon angesprochenen Wissenschaftlers Fritz Haber die Behälter mit Chlorgas bei Ypres (Ypern) in Belgien geöffnet. Noch vor dem Abend lagen 15.000 Männer auf dem Schlachtfeld, ein Drittel davon tot. Der Tod war nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal ein Meister aus Deutschland.

Bis zum Ende des I. Weltkrieges schafften es aber die deutschen Chemiker noch nicht, einen synthetischen Ersatz für Rohöl industriell herzustellen. Der Chemiker Bergius hatte zwar schon ein Verfahren zur Umwandlung von Kohle in Öl unter Hochdruck entwickelt, aber es gelang ihm nicht, dieses Verfahren zur Serienreife zu bringen.

Mit einem neuen Krieg, wie er ja schon in den 20er Jahren vorbereitet wurde (neben der offiziellen vom Versailler Vertrag zugelassenen Reichswehr wurde eine illegale Schwarze Reichswehr aufgebaut, die ab 1923 intensiv auf einen Waffengang mit Frankreich vorbereitet wurde), würde sich das Betätigungsfeld der Chemiefirmen ganz erheblich verbreitern. Im Vordergrund stand die synthetische Herstellung von Öl, die von Bosch im Vertrauen auf seine eigenen Fähigkeiten energisch vorangetrieben wurde. Noch bevor der Vertrag über den Zusammenschluss der Farbenfirmen unterzeichnet war, erwarb der persönliche Finanzberater von Bosch, Hermann Schmitz, im Namen der noch gar nicht gebildeten I.G. Farben, die Rechte auf das Bergius-Patent. Kurze Zeit später arbeitete man in Oppau schon an der Umstellung der Anlage auf die Treibstoffherstellung.

Bereits im Juni 1926 war das Verfahren so weit entwickelt, dass Bosch eine Anweisung zum Bau einer riesigen Anlage nach dem Bergius-Prinzip direkt neben der Haber-Bosch-Anlage in Leuna geben konnte. Die neue Anlage litt nach Fertigstellung aber unter Betriebsausfällen und technischen Problemen. Außerdem war das Ganze sehr kostenaufwendig. Der Preis des synthetischen Öls lag bei vierzig bis fünfzig Pfennigen pro Liter, während Benzin aus Rohöl nur sieben Pfennige kostete. Also musste staatliche Unterstützung her. Im Juni 1932 wurde die NSDAP stärkste Partei in Deutschland. Was lag also näher, als mit Hitler Kontakt aufzunehmen, um zu erkunden, womit man rechnen konnte, sollte er Reichskanzler werden. Während des Treffen zwischen ihm und den Abgesandten der I.G. Farben interessierte sich Hitler brennend für die Ölsynthese und sicherte den Vertretern der I.G. seine volle politische und finanzielle Unterstützung zu. Nachdem Bosch über die Ergebnisse der Unterredung unterrichtet wurde, sagte er: „Der Mann ist vernünftiger, als ich dachte“. (Das denjenigen ins Stammbuch geschrieben, die in Hitler einen Wahnsinnigen sehen. Auch er hatte aus den Erfahrungen mit der Abhängigkeit von Rohstoffen im I. Weltkrieg gelernt.)

Folgerichtig unterstützte die I.G. Farben die NSDAP am 20. Februar 1933 bei einem Geheimtreffen von führenden Vertretern aus der Finanz- und Industriewelt im Haus von Hermann Göring mit der bei weitem größte Einzelspende von 400.000 RM.

Diese Unterstützung des Ölprogramms wiederholte Hitler auch in einem persönlichen Treffen mit Bosch, nachdem er Kanzler geworden war. In einem Punkt war Hitler allerdings unnachgiebig. Unter vielen anderen Mitarbeitern der I.G. war Haber ein Jude, d.h. er war gebürtiger Jude.

Mit 24 Jahren war er zum Protestantismus übergetreten. Als Bosch Hitler davon zu überzeugen suchte, dass die Vertreibung jüdischer Wissenschaftler die deutsche Physik und Chemie um hundert Jahre zurückwerfen würde, schrie Hitler: „Dann werden wir hundert Jahre lang ohne Physik und Chemie arbeiten!“

Haber flüchtete. Der deutsche Patriot jüdischer Herkunft Professor Fritz Haber, der sich große Verdienste um die Herstellung von Massenvernichtungswaffen für den deutschen und internationalen Imperialismus erworben hatte und der den Tod von Tausenden von Menschen nicht nur in Belgien verschuldet hatte, starb 1934 als gebrochener Mann in Basel. Auch er konnte es nicht begreifen, dass ein imperialistischer Staat, der einen großen Teil der Massen hinter seinen blutigen Fahnen versammeln will, Feinde braucht. Davon hatten die Nazis gleich zwei anzubieten: Einerseits das Schreckgespenst des menschenfressenden Bolschewismus (der Kommunismus als natürlicher Feind des Kapitalismus beunruhigt das Bürgertum seit den Anfängen der Arbeiterbewegung), andererseits der Antisemitismus, der sich schon seit Hunderten von Jahren tief im kollektiven Gedächtnis der Kleinbürger eingegraben hatte. Und damit es seine Wirkung nicht verfehlte, wurde beides noch zusammengemixt. Gegen diesen teuflischen Mix halfen Haber und seinen Leidensgefährten auch kein Patriotismus und keine Verdienste.

Carl Krauch, einer der Direktoren der I.G. Farben, überreichte am 15. September 1933 dem Göringschen Luftfahrtministerium einen Aufsatz über die deutsche Treibstoff-Wirtschaft. Er entwickelte einen Vier-Jahres-Plan zur Ausweitung der Produktion einheimischer Treibstoffe, der die dreieinhalbfache Steigerung der Treibstoffherstellung aus inländischen Rohstoffen vorsah. Das Luftfahrtministerium und auch das Heereswaffenamt gaben ihre Zustimmung.

Am 14. Dezember 1933 unterzeichneten Vertreter der I.G. Farben und des Dritten Reiches einen von Hitler persönlich befürworteten Vertrag. Danach sollte die I.G. ihre Anlagen in Leuna bis Ende 1937 auf eine Kapazität von 300.00 – 350.000 Tonnen ausbauen. Als Gegenleistung versprach das Reich einen Garantiepreis, der den Produktionskosten entsprach und dazu eine fünfprozentige Rendite garantierte. Großzügige Abschreibungsvereinbarungen und die Garantie für den Verkauf allen Öls, das die I.G. nicht selbst verkaufen konnte, rundeten den Vertrag ab. An diesem Beispiel ist klar zu erkennen, dass auch der nationalsozialistische Staat als Sachwalter des Kapitals, als ideeller Gesamtkapitalist, wie Karl Marx den kapitalistischen Staat nennt, fungierte. Der Staat garantierte einem Teil des Kapitals die ungehinderte Akkumulation mit dem Geld des Steuerzahlers, und schaffte so die Voraussetzung dafür, dass alle anderen Teile des Kapitals von dem angestrebten Krieg, der nur durch die Eigenversorgung mit Rohstoffen erfolgreich sein konnte, profitieren konnten.

Nun war da noch die Sache mit dem Gummi. Die ersten Ergebnisse bei der industriellen Produktion von synthetischem Gummi (Buna) waren negativ und nicht sehr erfolgversprechend. Das Heereswaffenamt stellte fest, dass die Buna-Reifen nicht den Anforderungen der Armee entsprechen würden. Außerdem war die Herstellung von Buna-Reifen viel zu teuer. Ein Buna-Reifen kostete zweiundneunzig Mark im Vergleich zu achtzehn Mark für einen Reifen aus Naturkautschuk. Also wurde die Unterstützung dieser Produktion von Teilen der Regierung abgelehnt. Besonders Hjalmar Schacht, Leiter des Wirtschaftsministeriums, sprach sich aus ökonomischen Gründen dagegen aus. Aber Hitler wollte dieses Projekt unbedingt voran bringen.

In dem anschließenden Machtkampf zwischen Göring und Schacht ging Göring als Sieger hervor. Der erbat sich von der I.G. einen Mann zur Leitung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Die Wahl fiel auf Carl Krauch, einen engen Vertrauten von Bosch. Außerdem wurden zwei weitere führende Mitarbeiter des Berliner Zentralbüros der I.G. Gerhard Ritter und Johannes Eckel in Krauchs Forschungs- und Entwicklungsbüro versetzt. Krauch selbst blieb weiterhin Mitglied des Direktoriums der I.G. und Chef der Abteilung für Hochdruck.

Bosch hatte sich vorher schon, nur aufgrund einer schriftlichen Zusicherung, dass Hitler stark an diesem Projekt interessiert sei, entschlossen, in Schkopau nahe Leuna eine Buna-Fabrik zu bauen. Nach dem gewonnenen Machtkampf gegen Schacht veranstaltete Krauch in seiner Eigenschaft als Vertreter von Görings Behörde am 15. Juni 1936 eine Konferenz mit Vertretern des Heereswaffenamtes, des Kriegsministeriums und des eigens von Hitler geschaffenen Büros für Fragen der Rohstoffbeschaffung und Kunststoffherstellung, um über eine Vergrößerung der Produktionskapazität der Schkopauer Anlage von 200 auf 1.000 Tonnen monatlich zu verhandeln. Wenige Wochen später wurden Pläne für eine weitere Anlage erstellt, die ebenfalls 1.000 Tonnen pro Monat herstellen sollte.

Der vorläufige Vierjahresplan, den Hitler auf dem Reichsparteitag 1936 verkündete, umfasste Kohle, Eisen und Chemie. Die Kohleförderung betrachtete man als ausreichend. Bei der Stahlproduktion gab es Probleme, da im Herbst 1936 klar wurde, dass die deutschen Produzenten nicht gewillt waren, die minderwertigen deutschen Erzvorkommen nur um der Selbständigkeit willen zu erschließen. Einzig Flick erklärte sich dazu bereit, der dafür dann auch eine Vorzugsbehandlung genoss. Die Chemie-Industrie sollte in den nächsten Monaten neunzig Prozent der Mittel aus dem Vierjahresplan erhalten und die I.G. davon wiederum 72,7 Prozent. Das veranlasste den Chef der Abteilung für die Chemie-Industrie im Wirtschaftsministerium zu der Bemerkung: „Der Vierjahresplan war praktisch ein I.G.-Plan.“

Das genügte der I.G. aber nicht. Krauch konnte nachweisen, dass der offizielle Plan von falschen Zahlen ausging. Eine revidierte Fassung wurde von seinem Stab erstellt, in dem eine beschleunigte Ausweitung der Produktionskapazitäten für synthetisches Öl, Gummi, Leichtmetalle, Sprengstoffe und Schießpulver gefordert wurde. Dieser Plan erhielt Görings Zustimmung und am 22. August 1936 machte Göring den I.G.-Mann Krauch zum Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung.

Die I.G. Farben war für Deutschlands Wiederaufrüstung unersetzlich. Sie stellte fast das gesamte synthetische Öl her, außerdem synthetischen Gummi, Giftgase, Magnesium, Schmieröle, Sprengstoffe, Methanol, Farbstoffe, Nickel, Weichmacher für die Kunststoffherstellung und und und.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in andere Länder ab März 1938 war die I.G. Farben sofort zur Stelle und begab sich auf Beutezug. Im Herbst 1938 nahmen sie die Skoda Werke Wetzler in Österreich, die der jüdischen Familie Rothschild gehörte, in Besitz. In der Tschechoslowakei übernahmen sie den Aussiger Verein und in Polen gleich mehrere Farbenfabriken usw. usf.

Dafür ließ sich die I.G. Farben nicht lumpen. Der Vorstandsvorsitzende Hermann Schmitz sicherte Hitler nach der Unterzeichnung des Münchner Abkommens am 30. September 1938 eine weitere Großspende zu: „Unter dem Eindruck der von Ihnen, mein Führer, erreichten Heimkehr Sudetendeutschlands ins Reich, stellt Ihnen die IG-Farbenindustrie Aktiengesellschaft zur Verwendung für das sudetendeutsche Gebiet einen Betrag von einer halben Million Reichsmark zur Verfügung.“ [VVN/BdA NRW – Der Mann, der für Hitler das Geld sammelte – und später der FDP vorstand]

Als Deutschlands Wehrmacht Europa überrollte, überreichte Hitler an Krauch persönlich das Eiserne Kreuz und nannte ihn einen Mann, der großartige Siege auf dem Schlachtfeld der Industrie errungen habe. Nie zuvor in der Geschichte der Kriegsführung hatten ein Industrie-Konzern und seine Mitarbeiter so wichtige Positionen bei der militärischen Planung und Vorbereitung eines großen Krieges.

Und kein Konzern war personell, finanziell und von den Zielen her, mit dem Nazi-Regime mehr verflochten als die I.G. Farben.

Zum Abschluss noch ein Hinweis: Die I.G. Farben baute sich in Auschwitz sogar ein eigenes KZ, das KZ Monowitz, in dem die Häftlinge vegetierten, die in einem mörderischen Arbeitstempo beim Bau der neuen Buna- und Ölanlagen Auschwitz eingesetzt wurden. Die wenigen Überlebenden dieser Tortur wurden, nachdem sie völlig ausgelaugt waren, in die Gaskammern getrieben.

Jeder Neuankömmling wurde auf seine Arbeitsfähigkeit untersucht. Da die meisten davon aber für die Arbeit nicht in Frage kamen, schickte man sie gleich in die Gaskammern.

(Wer noch mehr Einzelheiten erfahren will, der sollte sich die Schrift von Joseph Borkin Die unheilige Allianz der I.G. Farben – Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich besorgen, aus dem ich viel Material und einige Passagen übernommen habe. Joseph Borkin leitete von 1938 bis 1946 die Patent- und Kartellabteilung der Anti-Trust-Behörde des amerikanischen Justizministeriums. Er war verantwortlich für die Ermittlungen gegen die amerikanischen Tochtergesellschaften der I.G.

Auf der Seite des Wollheim Memorial stehen 3 akribisch recherchierte Beiträge von Karl Heinz Roth über die Geschichte der IG Farben.

  Siemens

Am Beispiel Siemens ist besonders gut die enge Verzahnung von Kapital und Staatsmacht ersichtlich, und zwar unabhängig von der Regierungsform, ob Kaiserreich, Weimarer Republik oder Drittes Reich.

Die Geschichte der Siemens-Familie ist höchst erstaunlich. Schon der Firmengründer Werner Siemens (1847 wurde die Telegrafenbauanstalt Siemens & Halske gegründet) pflegte als Offizier gute Beziehungen zum Militär und mithilfe seiner Erfindungen (Feuerwerkskünste, Messung von Geschossgeschwindigkeiten, Verbesserung des Wheatstoneschen Zeigertelegrafen) bekam er Zugang zum preußisch-königlichen Hof. Im Sommer 1848 musste er für seinen König in aller Eile eine Telegrafenlinie nach Frankfurt am Main bauen, zur besseren Observation der Nationalversammlung. Nicht zufällig hatte Werner Siemens Sitz und Stimme in der preußischen Telegrafenkommission. Für den russischen Zaren baute Siemens das Telegrafennetz auf und aus, zur Vorbereitung auf den dann 1853 ausbrechenden Krim-Krieg. Für die Briten verlegte Siemens die 11.000 km lange „Indo-Europäische Telegrafenlinie“, die sich dann bei der erfolgreichen Niederschlagung der indischen Aufstände bewähren sollte. Im englischen und französischen Auftrag verlegte Siemens selbst produzierte Kabel mit eigenen Schiffen durch Mittelmeer, Atlantik und indischen Ozean. Auch das Transatlantikkabel nach Nordamerika war eine Leistung von Siemens.

Werner Siemens verstand sich selber als liberaler Demokrat. Er war zuerst auch Mitglied der liberalen Deutschen Fortschrittspartei. Er wollte seine Arbeiter nicht nur kurzfristig durch gute Löhne, sondern auch langfristig durch eine menschliche, an familiäres Denken anknüpfende Behandlung an das Unternehmen binden.

Auf der anderen Seite war er natürlich Unternehmer. Er verlangte Überstunden, wann immer sie anfielen, seit 1858 Akkordarbeit und straffe Disziplin. Um die Leute untertäniger und gefügiger zu machen, wurden Geldstrafen verhängt.

Er erkannte auch, dass eine Bereitschaft zur dauernden Arbeitsleistung nur über die Erweckung von neuen Bedürfnissen zu ermöglichen ist. Die Handhabe dazu bildet der dem weiblichen Geschlecht angeborene Sinn für angenehmes Familienleben und seine leicht zu erweckende Eitelkeit und Putzsucht, wie Werner Siemens in seinem Programm erläuterte.

Im Jahre 1870 wurde die Deutsche Bank gegründet. Wer war dabei? Natürlich Siemens in Gestalt von Werners Vetter Georg Siemens, der die Bank dann 30 Jahre leitete.

Siemens gründete auch 1872 eine der ersten Arbeitgebervereinigungen Berlins, den „Verein der Vertreter der Metallindustrie Berlins“. Dieser Verein verpflichtete seine Mitglieder dazu, keinen Arbeiter ohne ein Abgangszeugnis seines vorhergehenden Arbeitsherren und keinen Streikenden früher als vier Wochen nach Ende des Streiks wieder einzustellen.

Bei Streiks drohte Siemens mit Aussperrung aller seiner Arbeiter und stellte so seinen Arbeitsfrieden wieder her. Zur vorsorglichen Verhinderung von Streiks richtete Siemens eine betriebliche Pensions-, Witwen- und Waisenkasse ein. Wer streikte, verlor den Anspruch auf Unterstützung.

Als Werner von Siemens 1892 starb (für seine Verdienste hatte man ihm den erblichen Adelstitel verliehen) brachte Eugen Diesel seine Rolle auf den Punkt: „Aber was wäre Bismarcks Welt ohne die Mitwirkung eines Werner Siemens?… Man denke sich die großbürgerliche Leistung und Epoche fort, die von Werner Siemens mit inauguriert wurde, wo bliebe dann das Bismarcksche Reich?“

Sein Sohn Arnold übernahm nach Werners Tod die repräsentativen Aufgaben. Er vertrat die Firma in mehreren Aufsichtsräten und im Zentralausschuss der Deutschen Reichsbank, pflegte die Beziehungen zu den Spitzen des Reiches, zur kaiserlichen Familie, zur Familie Bismarck, zu den Reichskanzlern Bülow und Bethmann-Hollweg, zum Handelsminister Delbrück und besonders zum Chef des Reichsmarineamtes, Tirpitz. Die führenden Häupter aus Adel, Wirtschaft und Regierung ließen sich gerne zu Reisen, Jagden und Festen in Arnolds Villa einladen. Solche engen Beziehungen sollten sich schon bald auszahlen.

Im Frühjahr 1914 wurde das Deutsche Reich durch eine Wirtschaftskrise bedroht. Aber der erste Weltkrieg machte dieser Bedrohung schlagartig und wunderbarerweise ein Ende. Für die Großbetriebe der Elektroindustrie und des Maschinenbaus brachen glänzende Zeiten an. Siemens stellte her: elektrische Ausrüstungen für Kreuzer, Schlachtschiffe und U-Boote, U-Boot- und Flugzeugmotoren, Feldkabel und Feldtelefone, Wurf- und Seeminen, Großscheinwerfer, Granaten aller Kaliber usw. usf. Für die richtigen Kriegsziele sorgten die Freunde des Hauses. Der befreundete Reichskanzler Bethmann-Hollweg übernahm offiziell die Wünsche, die eine Gruppe von Bankiers und Unternehmern unter Führung von Karl Helfferich, dem Direktor der siemensnahen Deutschen Bank, vorgetragen hatte. Im Gegensatz zur Schwerindustrie wollte aber die Elektro- und Chemieindustrie keine Annexion großer Teile Europas, sondern nur die Ausnutzung des militärischen Übergewichts zur Verankerung der ökonomischen Vormachtstellung Deutschlands in Europa.

Natürlich ging der Patriotismus der Siemens-Familie nicht so weit, dass sie nicht (wie andere deutsche Firmen auch) das feindliche Ausland über neutrale Staaten mit Siemensschen Elementstiften und Elektrokohle versorgten. Die deutschen Produkte mögen für manchen deutschen Feldgrauen hie und da tragische Folgen gehabt haben. Aber eine freie Wirtschaft kann, wenn sie es denn bleiben will, auch im Krieg nicht nur einem Herren dienen, und diese Freiheit kostet nun mal ihren Preis.

Um das deutsche Unternehmertum nach der Niederlage im Krieg vor der Revolution zu retten, musste man umdenken. Carl Friedrich von Siemens, der jüngste Sohn des Firmengründers, der die Führung des Hauses nach dem Tode seiner Brüder Arnold und Wilhelm übernahm, stellte zusammen mit Stinnes, anderen maßgeblichen Industriellen und verhandlungswilligen Gewerkschaftsfunktionären ein Programm für die 20er Jahre auf: Anerkennung der Gewerkschaften, Auflösung der „gelben“ Firmengewerkschaften, Abschluss von Tarifverträgen, gemeinsame Ausschüsse und, unter Vorbehalt, den 8-Stunden-Arbeitstag. Durch die Zugeständnisse an die loyalen Gewerkschaften wurden diese gestärkt und ein Keil in die revolutionäre Arbeiterschaft getrieben. Die Konzernherren kämpften nun nicht mehr allein für die Erhaltung des freien Unternehmertums.

C.F. von Siemens engagierte sich auch schon früh in der antikommunistischen Bewegung.

Zusammen mit anderen prominenten Unternehmern wie Stinnes und Borsig bildete er im Januar 1919 einen Fonds in Höhe von astronomischen 500 Millionen Mark, der Organisationen wie das „Generalsekretariat zum Studium und zur Bekämpfung des Bolschewismus“, die „Vereinigung zur Bekämpfung des Bolschewismus“, die „Antibolschewistische Liga“ sowie reaktionäre Freikorps unterstützte. Er setzte im Kabinett Brüning als Präsident der Reichsbahn die Notverordnung zum Lohnabbau durch, wodurch die Löhne um mehr als 10 % fielen.

Auch er unterstützte ab 1931 als einstiger Demokrat die NSDAP und unterschrieb als einer der wenigen Vertreter der Elektroindustrie das Schreiben an Hindenburg im November 1932, in dem sie durchdrungen von heißer Liebe zum deutschen Volk und Vaterland, die nationale Bewegung empfahlen und vorschlugen, das Parlament aufzulösen und die Leitung der Regierung an den Führer der größten nationalen Gruppe zu übertragen. Als Dank berief Hitler dann auch 17 führende Industrie- und Parteivertreter in den Generalrat der deutschen Wirtschaft, unter ihnen auch C.F. Siemens.

Die Siemens Apparate und Maschinen GmbH übernahm ab 1933 die wichtigsten militärischen Neuentwicklungen: Für die Marine die mit dem damals besten Know-how gefertigten Feuerleitanlagen, ferngelenkte Zielschiffe und Regler zum Dämpfen des Schlingerns bei Schiffen. Für die Luftwaffe Ortungs- und Richtgeräte, selbsttätige Flugzeugsteuerungen und Lade- und Feuer-Systeme für Bomber. Für das Heer Nachrichtengeräte, Großscheinwerfer sowie Starkstromkabel, Schmalfilmkameras und Fernschreiber. Auch bei den Infrastrukturmaßnahmen bot sich für Siemens ein großes Betätigungsfeld. Es wurden Schalt- und Regelanlagen sowie elektrische Antriebe für die neuen Produktionsstätten gebaut. Ein reiches Betätigungsfeld waren außerdem die stärksten E-Lok-Motoren, die schwersten Schwimmkräne für Werften, raffinierte Schaltanlagen für große Speicher. Siemens stattete auch die Kraft-durch-Freude-Vergnügungsdampfer mit der schönsten elektrischen Ausrüstung aus. Dort konnten sich Tausende von deutschen Arbeitern erholen, ehe sie von den, ohne Siemens-Leistung schwer vorstellbaren Panzern aus, die weite Welt kennen lernten. Für ihre Leistung wurden mindestens neun Siemens-Vorstände von Hitler mit dem Titel Wehrwirtschaftsführer bedacht. (Wehrwirtschaftsführer waren die Leiter rüstungswichtiger Betriebe). Zusätzlich gehörte der Vorstandsvorsitzende Dr. R. Bingel dem „Freundeskreis des Reichsführer SS Himmler“ an.

Der Nachfolger von C.F. Siemens, der im Juli 1941 verstarb, wurde sein Neffe Hermann von Siemens. Der konnte sich nach dem Zusammenbruch des Tausendjährigen Reiches auf die Führungskräfte stützen, die schon davor alles für das Wohl des Hauses getan hatten: Ernst von Siemens, F. Bauer, Th. Frenzel, C. Knott, G Leipersberger, E. Mühlbauer, W. von Witzleben usw. usw.

(Wer es noch genauer und umfangreicher wissen will, der lese die Festschrift von F.C. Delius zum 125-jährigen Bestehen des Hauses S. „Unsere Siemens-Welt“, erschienen 1972 im Rotbuch-Verlag Berlin, dem ich das Material und etliche Passagen entnommen habe.)

  Krupp

So oft das Blut wie Wasser floss,
Sprachst du ein fromm Gebet
Und riefest: Gott ist groß
Und Krupp ist sein Prophet!

Und hat man dann das Heldentum
Mit froher Hand gepflegt –
Wer heilt die Wunden, die der Ruhm
Daheim der Freiheit schlägt?

Georg Herwegh (1817 – 1875)

Am 20. November 1811 gründete Friedrich Krupp zusammen mit den Brüdern von Kechel, die „Firma Friedrich Krupp zur Verfertigung des Englischen Gußstahls und aller daraus resultierenden Fabrikationen”. Die beiden Brüder wurden wenig später abserviert und es entstand die „Gußstahlfabrik Fried. Krupp“.

Die von seinem Sohn, dem Kanonenkönig Alfred Krupp entwickelten nahtlosen Radreifen, die den Erfolg des Unternehmens begründeten, wurden jahrzehntelang als sicheres, auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht brechendes Eisenbahnrad an die meisten nordamerikanischen Eisenbahnen verkauft. Die drei Ringe des 1875 eingeführten Firmensymbols erinnern daran bis heute als Element im Firmenzeichen der Thyssen Krupp AG.

Schon früh stieg das Unternehmen in die Rüstungsproduktion ein. Die von ihm hergestellten Waffen waren auf den Schlachtfeldern Europas von 1866 bis 1945 präsent:

1853 besuchte der preußische Prinz und spätere deutsche Kaiser Wilhelm I. die Krupp-Werke in Essen. Sechs Jahre später erhielt Krupp einen Auftrag des preußischen Kriegsministeriums zur Herstellung von 300 Kanonenrohrblöcken. Die Rohre aus Stahlguss waren mit einer doppelten Reichweite den damals üblichen Rohren aus Bronze weit überlegen. Für Krupp war dieser Auftrag der Beginn der Waffenproduktion im großen Stil.

Bisher hatte die Waffenproduktion immer in den Händen des Staates gelegen. Krupp brach nun dieses Monopol und konnte sich des Wohlwollens der Monarchen gewiss sein. Er überzeugte den späteren Kaiser Wilhelm davon, sein Patent auf das nahtlose Eisenbahnrad zu verlängern; der Handelsminister hatte diesen Antrag zuvor abgelehnt. Krupps Argument: Er brauche das Geld, um die kostspielige (und bis dahin keinen Gewinn bringende) Kanonenproduktion aufrecht zu erhalten. In der Schlacht bei Königgrätz kämpfte 1866 Österreich gegen Preußen. Beide Parteien benutzten Krupp-Kanonen. Krupp hatte abgelehnt, die Lieferung an Österreich zu stoppen, weil der Auftrag vor Beginn des Konflikts vorgelegen hatte. An Kriegsminister von Roon schrieb er: „Von den politischen Verhältnissen weiß ich sehr wenig; ich arbeite ruhig fort, und kann ich das nicht ohne Störung der Harmonie zwischen Vaterlandsliebe und Ehrenhaftigkeit, so gebe ich die Arbeit ganz auf […].“

Bekanntestes Produkt wurde die Dicke Bertha, die erfolgreich im 1. Weltkrieg eingesetzt wurde. Es handelte sich um einen 42-cm-Mörser. Allerdings hielten die modernsten und stärksten Festungsbauwerke aus Stahlbeton den 42-cm-Granaten stand, während ältere Konstruktionen durchschlagen wurden. Ein Geschütz kostete stolze 1 Million Mark und war für 2000 Schuss ausgelegt. Jeder Schuss kostete damit ungefähr 1500 Mark (1000 Mark Munition + 500 Mark Abschreibung).

Als Reaktion auf einen im Jahre 1871 von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) organisierten Generalstreik verfasste Alfred Krupp 1872 das Generalregulativ mit 72 Paragraphen, das bis zum Ende der Firma als Familienunternehmen 1967 gültig blieb. Darin werden die Rechte und Pflichten der Kruppianer penibel beschrieben:

Untreue und Verrat muss mit aller gesetzlichen Strenge verfolgt werden … denn wie aus dem Samen die Frucht hervorgeht und je nach seiner Art Nahrung oder Gift, so entspringt dem Geist die Tat – Gutes oder Böses.“

Er verlangte von seinen Arbeitern unbedingten Gehorsam und Disziplin. In seinen täglichen Mitteilungen an die Procura seines Unternehmens (zeitlebens hatte Alfred Krupp seine Umwelt mit Geschriebenem traktiert) mahnte er etwa, „das Treiben unserer Leute überwachen zu lassen“. Den Fabrikarbeitern verbot er, Ziegen zu halten, denn die „haben ja sogar Griechenland kahlgefressen“, dafür wies er seine Angestellten an, „dem Staate recht viele treue Untertanen“ zu liefern sowie der Fabrik „Arbeiter eigener Rasse“. Und: „Wer trotzen will, wird entlassen.“ Die Devise von Alfred: „Ich für mich nehme auf keinen Menschen Rücksicht, gehe immer meinen eigenen Weg, frage niemanden, was Recht ist.“

Im Gegenzug führte Alfred Krupp damals schon eine Krankenversicherung und eine Betriebliche Altersversorgung ein und ließ für die Werksangehörigen Wohnungen bauen.

Krupp war also genauso wie Siemens Vorreiter im Sozialwesen. Der große Staatsmann Bismarck, der dann in den 80er und 90er Jahren des 19. Jahrhunderts die Sozialgesetzgebung einführte, war also nur ein armseliger Plagiator.

Den nächsten Krupp, Friedrich Alfred, verband ein freundschaftliches Verhältnis mit dem nächsten Kaiser, Wilhelm II. Der verhalf Krupp zu Aufträgen und trug zum guten Ruf der Firma im Ausland bei. In der Villa Hügel hatte der Kaiser seine eigenen Schlafgemächer. Da Wilhelm II. eine starke Flotte aufbauen wollte, kaufte Friedrich Alfred die Germania-Werft in Kiel.
F.A. stieg sogar selbst in die Politik ein und wurde 1893 zum Reichstagsabgeordneten für die kaisertreuen Nationalen gewählt. Im Hintergrund engagierte er sich verständlicherweise für die Bewilligung von Kaiser Wilhelms Flottenplänen durch das Parlament.

1906 heiratete ein gewisser Gustav von Bohlen und Halbach in die Familie ein. Durch königlich-preußischen Erlass wurde Bertha und Gustav und ihren Nachkommen gestattet, den Namen „Krupp von Bohlen und Halbach“ zu führen, soweit und solange persönliche Inhaberschaft für das Unternehmen vorlag.

Gustav wird nachgesagt, dass er Gespräche über Politik innerhalb der Familie angeblich mit den Worten „Hier wird nicht politisiert!“ unterbunden hätte. Sein Sohn Alfried lehnte nach dem Zweiten Weltkrieg jede politische Motivation für sein Handeln ab: „Wir Kruppianer haben uns nie um Ideen gekümmert. Wir wollten ein System, das gut funktioniert und das uns eine Gelegenheit gab, ungestört zu arbeiten. Politik ist nicht unsere Sache.“ [Persönlichkeiten: Die Krupps – Persönlichkeiten – Geschichte – Planet Wissen] So werden Legenden geschmiedet.

Gustav Krupp war 1911 Gründungsmitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Gustav war 26 Jahre lang 1. Vizepräsident und hatte mehrere Kuratoriums-Mitgliedschaften inne. Hier schließt sich der Kreis zur schon beschriebenen I.G. Farben. Im Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft bereitete der Wissenschaftler Fritz Haber das Chlor für den militärischen Einsatz vor. Dieses Projekt war eines der am besten gehüteten militärischen Geheimnisse Deutschlands. Eine Explosion in diesem Institut, die einen Assistenten Habers das Leben kostete, hätte beinahe die Geheimhaltung zunichte gemacht. Doch schnelle und erfolgreiche Unterdrückung der Berichterstattung über den Vorfall verhinderte die Enthüllung des Geheimnisses.

Gustav Krupp von Bohlen und Halbach verhielt sich gegenüber Hitler zunächst zurückhaltend. Er galt weiterhin als Befürworter einer konstitutionellen Monarchie. Hitler war für ihn genau wie für Hindenburg ein Emporkömmling aus der unteren Klasse, mit dem man sich nicht gemein machen wollte. Aber auch er gehörte bereits bei jenem Geheimtreffen der 27 Industriellen am 20. Februar 1933 in Görings Amtssitz im Reichspräsidentenpalais zu den Spendern.

Laut dem Versailler Vertrag durfte Krupp nach dem Ersten Weltkrieg keine Waffen mehr herstellen. Unter der Hand kooperierte der Konzern aber mit Firmen im Ausland, die Waffen mit Krupp’schen Plänen und Ingenieuren produzierten. Ab Mitte der 1920er Jahre wurden, als landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge getarnt, Pläne für Panzer entwickelt. Das Reichswehrministerium war darüber informiert. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach sprach später von der Genugtuung, dem Führer melden zu können, dass Krupp nach geringer Anlauffrist für die Wiederwehrhaftmachung des deutschen Volkes […] bereitstehe.

Einem Oberst Kühn verdanken wir die Kenntnis folgenden Vorgangs: Derselbe Krupp führte am 7. Juni 1933 dem Reichswehrminister einen Krupp-Kampfpanzer zur Erprobung vor, der aufgrund von Erfahrungen des britischen Rüstungskonzerns Vickers Armstrong „seit einigen Jahren entwickelt worden war, gemeinsam mit dem Reichswehrministerium“. So wurde in der Weimarer Republik der Versailler Vertrag sehr frühzeitig unterlaufen. Aus der streng geheim gehaltenen Besprechung, so heißt es dort wörtlich, geht hervor, dass am 22. August 1933 bereits 100 Panzer bei Krupp bestellt wurden. Daimler-Benz, Henschel und MAN Nürnberg erhielten Probeaufträge für 3 bis 5 Panzer des Kruppschen Modells. Bei der Besprechung war Rheinmetall-Borsig ebenfalls zugegen. „Das Aggregat läuft unter der Bezeichnung: Landwirtschaftlicher Schlepper“ Man sieht, Krupps engste Verbindung zahlte sich rechtzeitig aus. [Kurt Bachmann: 1933, Verlag Marxistische Blätter, Seite 44-45]

Wie Krupp fanden sich auch die anderen Rüstungskonzerne mit der Niederlage im ersten Weltkrieg keinesfalls ab. Gustav Krupp von Bohlen und Halbach bestätigte 1944 in einer Rede die heimliche Wehrhaftmachung unmittelbar nach dem Kriege:

„Es ist das große Verdienst der gesamten deutschen Wehrwirtschaft, dass sie in diesen schlimmen Jahren nicht untätig gewesen ist, mochte auch aus einleuchtenden Gründen ihre Tätigkeit dem Lichte der Öffentlichkeit entzogen sein. In jahrelanger stiller Arbeit wurden die wissenschaftlichen und sachlichen Voraussetzungen geschaffen, um zu gegebener Stunde ohne Zeit- und Erfahrungsverlust wieder zur Arbeit für die deutsche Wehrmacht bereitzustehen… Nur durch diese verschwiegene Tätigkeit deutschen Unternehmertums … konnte nach 1933 unmittelbar der Anschluss an die neuen Aufgaben der Wiederwehrhaftmachung erreicht, konnten dann auch die ganz neuen vielfältigen Probleme gemeistert werden.“ [Internationaler Militärgerichtshof (IMT), Bd. I, S. 203 f.]

Im Klartext: Der deutsche Imperialismus bereitete schon in den 20er-Jahren den nächsten Krieg vor. Wie der Staat aussah, der diesen Krieg organisierte, war den Konzernherren egal. Hauptsache, er wurde organisiert und durchgeführt. Hitler bot die beste Gewähr dafür. Er und seine Bewegung waren in der Lage, die renitente Arbeiterbewegung niederzuringen, das Kleinbürgertum zu begeistern und auch Widersacher im eigenen Lager mundtot zu machen.

Die Aufrüstung Hitlerdeutschlands sicherte dem Krupp-Konzern riesige Profite. Nach den Angaben des USA-Hauptanklägers im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess, Jackson, stiegen in den Jahren 1935 bis 1941 die offiziell ausgewiesenen, in Wirklichkeit aber wesentlich höheren Gewinne nach Abzug der Steuern, Geschenke und Reserven auf fast das Doppelte an, und zwar von 57 Millionen auf 111 Millionen RM.

Aber da man sich im Hause Krupp ja nicht um Ideen kümmerte, war Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der Sohn von Gustav, bereits seit 1931 förderndes Mitglied der SS. Er war Mitglied des Nationalsozialistischen Fliegerkorps, in dem er zuletzt den Rang eines Standartenführers innehatte. Ab 1938 war er Mitglied in der NSDAP. 1937 wurde Alfried Krupp von Bohlen und Halbach – ebenso wie sein Vater – zum Wehrwirtschaftsführer ernannt.

Da man sich im Hause Krupp ja nicht um Ideen kümmerte, war Alfried Stellvertreter seines Vaters in dessen Funktion als Kuratoriumsvorsitzender der Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft. Die Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft war eine am 1. Juni 1933 eingerichtete Spende von der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und dem Reichsverband der Deutschen Industrie zugunsten der NSDAP. […] Angeregt wurde diese Spendenaktion für die NS-Bewegung von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Martin Bormann. Krupp führte das dazu installierte Kuratorium. Zu den Mitbegründern der Kooperative „auf Gegenseitigkeit“ gehörte der Ex-Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht.[…] Die abzuführende Spende wurde nach der Gesamtlohn- und -gehaltssumme berechnet. Damit wurden also die Lohnnebenkosten der Firmen erhöht. Die prozentuale Belastung schwankte zw. 1 % und 3,5 % der gesamten Lohnkosten eines Betriebes. Bis 1945 kamen so 700 Millionen Reichsmark an Spenden zusammen. (Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft – Wikipedia)

Da man sich im Hause Krupp nicht um Ideen kümmerte, telegrafierte Krupp, nachdem das deutsche Reich Ende Oktober des Jahres 1933 die Abrüstungskonferenz in Genf verlassen hatte und aus dem Völkerbund ausgetreten war: „Auf dem vorgezeichneten Weg folgt Ihnen in unbeugsamer Entschlossenheit inmitten der einigen Nation die deutsche Industrie.“

Da man sich bekanntlich im Hause Krupp nicht um Ideen kümmerte legte Gustav Krupp von Bohlen und Halbach im Auftrag und im Namen des „Reichsverbandes der Deutschen Industrie“ am 25. April 1933 der NS-Regierung einen „Plan zur Neugestaltung der deutschen Wirtschaft“ vor, um Hitlers „wirtschaftliche Maßnahmen und politische Notwendigkeiten in Einklang zu bringen“.

Dieser „Reichsverband der Deutschen Industrie“ hatte das Führerprinzip auch für die eigene Organisation übernommen. An deren Spitze setzten sich die größten Monopolherren selbst. Die mächtigsten Führungskräfte der Großindustrie wie der Großbanken übernahmen so mit den Führern der NSDAP die Schalthebel der Macht. Die Unternehmer wurden zu „Führern“ ihrer Betriebe nach dem Motto „Führer und Gefolgschaft“, einem mittelalterlichen Begriff, der nun auf die modernen Industriebetriebe übertragen wurde. Sie wurden nicht selten alsbald als NS-Wehrwirtschaftsführer aktiv für die faschistische Diktatur tätig. So verstanden sie das von Bankier Freiherr von Schroeder verkündete Prinzip der „Selbstlenkung der Wirtschaft“. [Kurt Bachmann: „1933“, Seite 44]

Da man sich im Hause Krupp ja nun wirklich nicht um Ideen kümmerte, war Alfried Mitglied des Rüstungsrats beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion. Nach Kriegsbeginn war er für die Demontage von Betrieben in den besetzten Gebieten und deren Wiederaufbau im Deutschen Reich verantwortlich. Alfried wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz II. und I. Klasse ausgezeichnet.

Die Familie Krupp von Bohlen und Halbach ließ sich noch folgendes Schmankerl einfallen: Als im März 1943 Alfried die Nachfolge seines Vaters Gustav als Vorsitzender des Direktoriums der Friedrich Krupp AG antrat, verfügte seine Mutter Bertha über nahezu alle Aktien der Krupp AG. Im Erbfall wäre eine Erbschaftssteuer von 400 Millionen Reichsmark fällig gewesen. Also bewegte die Familie Krupp Hitler zur sogenannten „Lex Krupp“ vom 12. November 1943. Demnach sollte die Krupp AG in ein Einzelunternehmen umgewandelt werden, dessen Alleininhaber ein Familienmitglied werden sollte, welches analog dem kaiserlichen Dekret berechtigt sein sollte, den Namen Krupp seinem jeweiligen Familiennamen voranzustellen. Die Erbschaftssteuer entfiel. Am 15. Dezember 1943 wurde Alfried Krupp von Bohlen und Halbach alleiniger Inhaber der Firma Krupp.

Auch der Krupp-Konzern stand wie die I.G. Farben beim Beutemachen in vorderster Linie. Robert de Rothschild weigerte sich, sein Traktorenwerk (wichtig für die Panzerproduktion) in Liancourt in Frankreich an Krupp abzutreten. Zunächst wurde er bei den Verhandlungen wegen seiner jüdischen Herkunft unter Druck gesetzt, um dann, als immer noch kein „freiwilliger“ Vertrag zustande gekommen war, nach Auschwitz abtransportiert zu werden. Der Krupp-Biograph Manchester resümiert die eindeutigen Beweise im Kriegsverbrecherprozess gegen Krupp: „Rothschild musste in die Gaskammer, damit Krupp sich bereichern konnte.“

Die Zustände in den Kruppschen Zwangsarbeiterlagern ist ein besonderes Kapitel und füllt Seiten. Hier nur ein kleiner Auszug: In den 81 Fabriken des Krupp-Konzerns arbeiteten von 1940 bis 1945 69.898 Zwangsarbeiter, 4.978 KZ-Häftlinge und 23.076 Kriegsgefangene. Allein in Essen waren im August 1943 11.557 „Fremdarbeiter“ und 2.412 Kriegsgefangene für Krupp eingesetzt. Neben dem nahe Auschwitz neuerbauten Kruppwerk, das schon in der Standortwahl von dem Willen zeugte, nicht nur für einige Kriegsjahre, sondern für lange Zeit billige Arbeitskraft aus dem KZ zur physischen Vernichtung „verwenden“ zu können, waren auch zwei Außenkommandos des KZ Buchenwald in Essen stationiert, darunter ein „SS-Arbeitskommando Friedrich Krupp. Essen“ mit 522 jüdischen Frauen. Die Leiden der Kruppschen Zwangsarbeit deutete selbst ein Arztbericht an den Kruppdirektor Lehmann an:

„Der allgemeine Gesundheits- und Ernährungszustand in sämtlichen russischen Kriegsgefangenen-Lagern ist durchweg ungünstig ( … ) Es wurde mir in allen Russenlagern von Wehrmachtsangehörigen erklärt, dass die Verpflegung mengenmäßig unzureichend sei ( … ) Kontrollierende Wehrmachtsärzte haben erklärt, dass sie nirgends einen solchen schlechten allgemeinen Zustand bei den Russen angetroffen hätten, als in den Friedrich-Krupp-Lagern.“

Auf eine ärztliche Vorhaltung, dass die russischen Kriegsgefangenen nicht von einer Tagesration von 300 Gramm Brot um vier Uhr morgens leben könnten, erwiderte Krupp-Direktor Lehmann nur, „dass die russischen Kriegsgefangen nicht an die westeuropäische Ernährung gewöhnt werden dürften“. Die Behandlung der Kruppschen Zwangsarbeiter war derart unmenschlich, dass Anfang 1942 selbst Proteste des Oberkommandos der Wehrmacht laut wurden.

Eine Untersuchungskommission beim „Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz“ beleuchtete Ende 1942 kritisch die Zustände in den sogenannten Ostarbeiterlagern des Ruhrgebiets. Dabei war sie gezwungen, um der NS-Führung ein ansatzweise realistisches Bild der Lage geben zu können, Kritik in einer selbst für einen geheimen Bericht bemerkenswerten Schärfe zu üben:

„Die Stimmung der Ostarbeiter war mit einigen wenigen Ausnahmen ( … ) im Allgemeinen eine unzufriedene bis zum Teil sogar katastrophale. So wird zum Beispiel das Bild der Trostlosigkeit und Verelendung in dem Lager des Bochumer Vereins‘ nie ausgelöscht werden können. ( … ) Bochumer Verein: Arbeiter furchtbar heruntergekommen. Stimmung katastrophal, Lager vernachlässigt und dreckig, Essen unzureichend. Prügel. Familien auseinandergerissen. Fluchtversuche sogar von Frauen. Essen als Prämie, erst Leistung, dann Betreuung. Keinerlei Verständnis bei Leitung.“ (Der Bochumer Verein‘ war übrigens ein sogenannter Nationalsozialistischer Musterbetrieb! Anmerkung. D. Peukert) [Detlev Peukert: Ruhrarbeiter gegen den Faschismus S. 304/305] [siehe auch: Rallye „Spurensuche Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“ – Die Geschichte der Krupps im NS-Faschismus]

Der Terror gegen die ausländischen wie die deutschen Arbeiter wurde im Laufe des Krieges noch weiter gesteigert. Instrument für die innerbetriebliche Polizeiherrschaft war der Werkschutz, der sich – mit Karabinern, Pistolen und Knüppeln bewaffnet – als Schlägertrupp besonders hervortat.

Bei Krupp in Essen hatte man sich zur Bestrafung missliebiger Arbeitssklaven einen spindähnlichen eisernen Schrank angeschafft, in den die Opfer oft stundenlang, ja tagelang, eingesperrt wurden, ohne Bewegungsmöglichkeit, fast ohne Luft. Zur Strafverschärfung goss man im Winter durch ein Loch an der Oberseite noch kaltes Wasser auf die Wehrlosen. Es ist bezeugt, dass selbst schwangere Frauen von dieser Tortur nicht verschont blieben. [Detlev Peukert: „Ruhrarbeiter gegen den Faschismus“ S. 306]

Nur so viel zum Gutmenschentum der Familie Krupp und der angeblichen Ignoranz der politischen Ideen.

  Deutsche Bank und Dresdner Bank

Es wäre schlichtweg nicht möglich, dieses Kapitel abzuschließen, ohne die Rolle der größten deutschen Banken zu untersuchen. Ohne sie hätte das System nicht funktioniert.

Die Deutsche und die Dresdner Bank vor allen waren es, die die ungeheure Aufrüstung vor dem 2. Weltkrieg mit ihren Krediten erst möglich machten. Und sie halfen, die immensen Kosten für die Aufrüstung zu verschleiern, indem sie halfen, deren Finanzierung zu verschleiern. Dazu später mehr. Der Lohn dafür war reichlich.

So investierte die Deutsche Bank im Vorkriegsjahr 1938 bereits ungefähr 35% ihres Gesamtvermögens in Reichspapieren. Während bis 1937 der Besitz der Bank an kurzfristigen Schatzwechseln zwischen 200 bis 300 Millionen RM lag, vergrößerte sich diese Anlage bis 1944 explosionsartig auf 7,5 Milliarden RM. Für das Jahr 1944 bedeutete dies eine Anlage von 66 % des Gesamtvermögens der Bank, das 11,3 Milliarden RM betrug. Auch der NS-Staat wurde durch die Banken finanziert. (Zahlen aus dem O.M.G.U.S.-Report)

Die Deutsche Bank übernahm alleine oder gemeinsam mit einem Partner die Federführung in praktisch allen größeren Kreditkonsortien, durch welche die Finanzierung des gesamten Wiederaufrüstungsprogramms ermöglicht wurde und später auch der Bau der Konzentrationslager.

Durch die Überkreuzverflechtung saßen die 20 bedeutendsten Mandatsträger der drei größten deutschen Banken (Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank) auf 445 Aufsichtsratssesseln [Bankenausstellung – bankenausstellung.pdf]. Allein die 11 Vorstandsmitglieder der Deutschen Bank hatten 76 Ämter als Aufsichtsratsvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende in anderen Aktiengesellschaften inne. Dadurch konnten die Banken unmittelbaren Einfluss auf die Geschäftspolitik nehmen und auf Kurs Rüstungsproduktion führen.

Die schillerndste Figur aus der damaligen Banker-Szene, Hermann Josef Abs, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank von 1938 bis 1945, saß höchstpersönlich im Aufsichtsrat der I.G. Farben, des Unternehmens, das für die Unabhängigkeit von kriegswichtigen ausländischen Rohstofflieferungen von lebenswichtiger Bedeutung war. 1941 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates der Kontinentale Öl AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Pittler Werkzeugmaschinenfabrik AG, einer Maschinenbaufirma in Leipzig-Wahren für die Produktion von Waffensystemen und Munition. Hermann Josef Abs war Aufsichtsratsmitglied in über 40 Banken und Industriekonzernen im In- und Ausland. In einem rüstungswichtigen Unternehmen hatte die Deutsche Bank die absolute Mehrheit am Aktienkapital, bei den Mannesmann Röhrenwerken. Bei der Sanierung dieses Unternehmens im Jahre 1890 ging die Deutsche Bank als dominierende Kraft hervor. Die Gebrüder Mannesmann wurden später aus der AG verdrängt. Der damals führende Kopf der Deutschen Bank Max Steinthal, der an dieser Aktion maßgeblich beteiligt war, bestimmte danach jahrzehntelang die Geschäftspolitik der Mannesmann AG als auch der Deutschen Bank. Bei Daimler Benz und BMW hatte die Deutsche Bank aufgrund ihrer Aktienanteile und des Depotstimmrechtes regelmäßig die Mehrheit. Das Depotstimmrecht war eine feine Sache für die Bank. Sie konnte die in ihren Depots liegenden Anteile ihrer Kunden dazu benutzen, um sich Stimmrechte zu sichern.

Daimler-Benz z.B. war ein kriegswichtiger Konzern. Er nahm im Jahr 1935 die Produktion von Flugzeugmotoren auf und orientierte sich in den Folgejahren fast ausschließlich auf die Aufträge der deutschen Wehrmacht. Seit dem Jahre 1937 stellte die Daimler AG Panzer her.

Als Hermann Kaiser, Generalbevollmächtigter der Deutschen Bank, in einer Vernehmung 1946 gefragt wurde: „Kann man sagen, dass (Emil Georg) von Stauß und später (Hans) Rummel in Wirklichkeit mehr waren als Vorsitzende des Aufsichtsrates, dass sie diese beiden Unternehmen, BMW und Daimler-Benz, tatsächlich leiteten?“, antwortete er: „Ja, das kann man sagen.“

Kaiser stellte ebenfalls fest, dass von Stauß bis zu seinem Tod „in der Deutschen Bank, Berlin, eigens ein Büro für die Abwicklung der Angelegenheiten von BMW und Daimler-Benz unterhielt. Er nahm großen Anteil an diesen Unternehmen und war für die Gewährung großer Kredite an sie verantwortlich. Die anderen Mitglieder des Kreditausschusses waren nicht für diese Kredite, konnten aber nicht intervenieren, da von Stauß in diesen Angelegenheiten offensichtlich mit der Reichsregierung zusammenarbeitete.“ (O.M.G.U.S.-Report) siehe auch [GELSENZENTRUM Gelsenkirchen – Deutsche Bank und Dresdner Bank – Gewinne aus Raub, Enteignungen und Zwangsarbeit 1933-1945]

In dem schon erwähnten Report (O.M.G.U.S. steht für Office Military Government for Germany, United States, also Militärregierung der Vereinigten Staaten für Deutschland, Finanzabteilung – Sektion für finanzielle Nachforschungen) wurde empfohlen, dass

    1. die Deutsche Bank liquidiert wird,

    2. die verantwortlichen Mitarbeiter der Deutschen Bank angeklagt und als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden,

    3. die leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bank von der Übernahme wichtiger oder verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden.

Die amerikanischen Verfasser dieses Reports waren also der Meinung, dass die Mitarbeiter der Deutschen Bank Kriegsverbrechen begangen haben. Aber weder wurde die Deutsche Bank liquidiert (sie wurde zuerst in einige Regionalbanken aufgeteilt, aber bereits 1957 stand sie schon wieder in alter Pracht und Herrlichkeit da), noch wurden Mitarbeiter zur Rechenschaft gezogen.

Da ja aus den ehemaligen Feinden rasch Freunde wurden, die im Kampf gegen den Kommunismus zusammenhalten mussten, relativierten sich diese Kriegsverbrechen recht schnell, denn in der kapitalistischen Welt ist es immer ein großer Unterschied, ob Kriegsverbrechen von einem selbst und/oder einem Freund oder dem Feind verübt werden.

Schauen wir uns doch einmal näher an, wie die Verfasser des O.M.G.U.S.-Reports zu solch einem Fazit kommen konnten:

Die deutschen Banken profitierte genau wie die Industriekonzerne von den politischen und militärischen Maßnahmen der NS-Regierung:

Nach dem Anschluss Österreichs übernahm die Deutsche Bank die Kontrolle über den CreditanstaltBankverein Wien, die größte Geschäftsbank Österreichs mit mehr als 40 inländischen Zweigstellen. Nach dem Einmarsch in die Tschechoslowakei übernahm sie die Kontrolle über die Böhmische UnionBank mit etwa 23 Zweigstellen, die Übernahmen und Transaktionen bei der „Arisierung“ jüdischer Vermögen abwickelte. Sie gelangte nach dem Fall von Belgien und Frankreich in den Besitz eines Großteils der von der Société Générale de Belgique im Bank- und Industriewesens des Balkans gehaltenen Anteile und gewann dadurch eine beherrschende Position im Bankwesen der Balkanländer. Die Auslandserwerbungen wurden so umfangreich, dass sich die Zahl ihrer Zweigstellen und Filialen außerhalb Deutschlands von 1938 bis 1941 versechsfachte. Sie übernahm von belgischen und französischen Inhabern Anteile bei den beiden größten rumänischen Ölgesellschaften, die sie dann an Görings Kontinentale Öl AG weiter verscherbelte, bei der wiederum, welch wundersame Fügung, Hermann Josef Abs einen Sitz im Aufsichtsrat hatte. 

Arisierungen

Christian v. Ditfurth formulierte unübertrefflich am 23.02.07 in der Zeitung Die Welt am Anfang seines Artikels über die Plünderung des Kondomherstellers Fromm: „Im Wettstreit um die übelste Gemeinheit dürfte es nur wenige Erfindungen geben, die es mit dem aufnehmen können, was die Nazis „Arisierung“ genannt haben. Die nichts anderes bedeutete, als dass ein Teil des deutschen Volks – die „Arier“ – einen anderen Teil – die Juden – ausplünderte bis aufs Unterhemd.

Es war spätestens seit dem Mai 1938 ein systematischer Feldzug, an dem sich jede Räuberbande eine Scheibe hätte abschneiden können. Nachdem die Nazis den Juden so ziemlich jeden Beruf verboten hatten und auch sonst alles, was in modernen Gesellschaften nützlich oder angenehm ist, verboten sie ihnen schließlich auch, etwas zu besitzen. Und als die Juden nichts mehr besaßen außer ihrem Leben, nahmen die „Arier“ ihnen auch das.“ [Geschichte : Wie die Nazis einen Kondomhersteller plünderten – Nachrichten Kultur – Literarische Welt – DIE WELT]

Und die deutschen Banken verdienten nicht schlecht bei der Übernahme von Unternehmen, die den Juden gehörten. Dabei lieferten sich die Deutsche und die Dresdner Bank einen scharfen Konkurrenzkampf. Die Deutsche Bank übernahm im Jahre 1938 ohne Gegenleistung die gesamte Praxis und Kundschaft des sehr prominenten Bankhauses Mendelssohn & Co. Berlin und gründete im gleichen Jahr das Bankhaus Burkhardt & Co, um das Geschäft der großen privaten Essener Simon-Hirschland-Bank zu übernehmen.

Die Banken gewährten ihren Kunden in großem Umfang Kredite, um sie bei dem Erwerb und der Finanzierung nichtarischen Geschäftseigentums zu unterstützen. Sie beschafften neue Käufer für Besitztümer. Sie kauften auch selbst zahlreiche zu arisierende Firmen auf und verkauften sie mit gutem Gewinn weiter. Damit hatten sie alle Hände voll zu tun. Es wurde in allen besetzten Gebieten arisiert: in den Niederlanden, in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Tschechoslowakei, Österreich, Polen.

Die erzielten Gewinne waren phänomenal: Im Arisierungsbericht der zur Dresdner Bank gehörenden Böhmischen Escompte Bank (BEB) wird festgestellt dass dort durchschnittlich 2,11 % Vermittlungsprovision anfielen. Bei der Arisierung von Teilen des Petschek-Konzerns (hier machte auch Friedrich Flick einen großen Reibach) erhielt die BEB 4% des Kaufpreises als Provision plus 6,5 % Zinsen für die benötigten Kredite. Bis April 1941 arisierte die BEB Unternehmen zu einem Kaufpreis von 232 Millionen Kronen und steckten dafür 4,9 Millionen Kronen Provision ein. Bis August 1941 kamen noch einmal 500.000 Kronen dazu.

Und wenn mal etwas nicht so schnell ging, wie die Banken sich das vorstellten, dann griff man auch schon mal zu härteren Maßnahmen: Baron Louis Rothschild wurde zwei Tage nach dem Anschluss Österreichs verhaftet, praktisch als Geisel im Kampf um Rothschilds Witkowitz Bergbau- und Eisenhütten (hier wurden später Teile für die V2 produziert) und ein Tochter-Werk in Schweden im Wert von rund 10 Millionen Pfund Sterling. Für 3,6 Millionen Pfund und die Freilassung von Baron Louis bekamen die Deutschen schließlich die Werke. Geleitet wurden die ganzen Verhandlungen von Dresdner Bank-Chef Dr. Karl Rasche, der sich im August 1939 nach Abschluss der Aktion beim Chef des persönlichen Stabes des Reichsführers SS, SS-Gruppenführer Wolf für die aktive Hilfe bedankte. Die Verhaftung von Baron Louis Rothschild sowie wertvolle Informationen hatten „dazu geführt, die Kaufpreisbasis mit selbst von der Gegenseite anerkannten Argumenten um einen wesentlichen Devisenbetrag zu ermäßigen. Es ist mir ein Bedürfnis, mich auch auf diesem Wege vielmals für diese so besonders wirksame Unterstützung, über die ich Ihnen gelegentlich unserer nächsten Zusammenkunft gern Näheres berichten würde, zu bedanken.“ [Ulrich Herbert, Zwangsarbeiter im Dritten Reich – ein Überblick, in Barwig/Saathoff/Weyde (Hg): Entschädigung für NS-Zwangsarbeit, Nomos Verlagsgesellschaft Baden-Baden 1998, S. 18] [(siehe auch: GELSENZENTRUM Gelsenkirchen – Deutsche Bank und Dresdner Bank – Gewinne aus Raub, Enteignungen und Zwangsarbeit 1933-1945]

Auch die Deutsche Bank arisierte Firmen, während der jüdische Besitzer im KZ saß, wie aus den O.M.G.U.S.-Akten hervorgeht. Das die bei der Arisierung gewählten Methoden sogar Anhänger der Nationalsozialisten abstieß, macht der Brief eines als Sachverständiger bei Arisierungsfragen herangezogenen Kaufmanns, nach eigenen Angaben Nationalsozialist, SA-Mann und Bewunderer Hitlers, deutlich: er sei „von den brutalen Maßnahmen und … dieser Art von Erpressungen an den Juden derart angeekelt, dass ich von nun ab jede Tätigkeit bei Arisierungen ablehne, obwohl mir dabei ein guter Verdienst entgeht… Als alter rechtschaffener ehrlicher Kaufmann [kann] ich nicht mehr zusehen, in welch schamloser Weise von vielen arischen Geschäftsleuten, Unternehmern etc. versucht wird…, die jüdischen Geschäfte, Fabriken etc. möglichst wohlfeil und um einen Schundpreis zu erraffen. Die Leute kommen mir vor wie die Aasgeier, die sich mit triefenden Augen und heraushängender Zunge auf den jüdischen Kadaver stürzen…“ [Avraham Barkai, Schicksalsjahr 1938, S. 107]

Arisiert wurde nicht nur aus dem Grunde, sich fremdes Eigentum durch Diebstahl anzueignen, sondern auch, um lästige Konkurrenz auszuschalten. Das führte wiederum zu einer stärkeren Konzentration und größeren Monopolbildung. Viele mittelständische Betriebe wurden ausgeschaltet oder von größeren Betrieben übernommen. Auch Der Spiegel kommt in seinem Artikel vom 27.03.1967 „Arisiert und konzentriert“ zu diesem Schluss. [DER SPIEGEL 14/1967 – Arisiert und konzentriert ]

Am 21.12.1987 stellt Der Spiegel in dem Artikel „Arisierung: Keiner hat hier was zu feiern“ eine beeindruckende Liste der arisierten Betriebe zusammen. [DER SPIEGEL 52/1987 – Arisierung: Keiner hat hier was zu feiern ] 

Raubgold

Der NS-Staat brauchte andere Zahlungsmittel als die Reichsmark für den Handel mit neutralen Staaten, die diese Mark nicht akzeptierten. Tauschgut für wichtige Rohstoffe zur Produktion von Rüstungsgütern, wie z.B. Wolfram aus Portugal, Chrom aus der Türkei, Mangan, Quecksilber und Zink aus Spanien, Eisenerze aus Schweden, Rohöl aus Rumänien. Also wurde geplündert und geraubt, was sich gut zu Geld machen ließ: Gold, Edelmetalle, Edelsteine. Die Banken der neutralen Schweiz betätigten sich dabei als Hehler und tauschten das Gold in Schweizer Franken (SFr) und andere Währungen um. Der Hunger des NS-Staates nach Devisen war riesengroß. Das Gold wurde in hohem Tempo umgetauscht und war bald wieder verbraucht. Auch die Schweiz lieferte kriegswichtige Materialien an Deutschland: Waffen, Munition, Aluminium, Maschinen und Lokomotiven.

Die Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (nach ihrem Leiter kurz auch Bergier-Kommission genannt) systematisierte Ende der 90er Jahre die Herkunft der Vermögenskonfiskationen so:

Staatliche Zwangsmaßnahmen wie Steuergesetze, Devisenbestimmungen bis hin zu kriegswirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen spülten viel Gold in die Taschen des Reiches. Vorbesitzer des Metalls waren Deutsche jüdischer und nichtjüdischer Herkunft sowie andere in Deutschland enteignete Personen, Gruppen oder Einrichtungen. Eine ganze Anzahl von Organisationen und Verwaltungsstellen kümmerte sich um die Erfassung, Aneignung und Erpressung des begehrten Edelmetalls.

Seit 1938 wurden mithilfe der NS-Rassengesetzgebung die Vermögenswerte der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Österreich eingetrieben. Zuerst hielten die Nazis sich noch mit Rücksicht auf die internationalen Beziehungen zurück. Der Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden“ vom Februar 1938 folgte die Verordnung über eine Sühneleistung der Juden deutscher Staatsangehörigkeit“ vom 12. November 1938. Alle Juden mit einem Vermögen von über 5.000 RM mussten eine Zwangsabgabe in Höhe von 20 % leisten. Durchgeführt und kontrolliert wurden diese Verordnungen nicht von irgendwelchen randalierenden Nazi-Horden, sondern von den braven Beamten der Finanzämter. Als der Bedarf an Kapital immer größer wurde, wurden mit der „Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ vom 25. November 1941 die Konten der deportierten deutschen Juden als jüdische Bankkonten rücksichtslos geplündert und deren Vermögenswerte an das Deutsche Reich abgeführt. Natürlich wurden auch die Einwohner der einverleibten und besetzten Gebiete nach Strich und Faden bestohlen und ausgeraubt. Das geplünderte Gold wurde entweder in die Reserven der Reichsbank transferiert, über Schwarzmärkte verwertet oder gehortet.

Die ermordeten und auch überlebenden Opfer der Konzentrations- und Vernichtungslager wurden ihrer Ringe und ihres Schmucks beraubt. Man scheute auch nicht davor zurück, den vergasten Juden die Goldzähne herauszureißen. SS-Brigadeführer August Frank, der Leiter des Wirtschaftsverwaltungshauptamtes (WVHA) erließ im September 1942 aufgrund einer Geheimabsprache zwischen dem Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräsidenten Walther Funk und Heinrich Himmler folgende Zuteilungsanweisung: „Devisen, seltene Metalle, Juwelen, Edel- und Halbedelsteine, Perlen, Zahngold und Goldabfall sollten beim WVHA zur Weiterleitung an die Reichsbank abgeliefert werden“.

(Der gewissenhafte und fürsorgliche NS-Staat erließ eben für alle kriminellen Handlungen Gesetze, Anweisungen und Verordnungen, damit die Ausführenden mit einem etwaigen noch vorhandenen Gewissen ja nicht in Konflikt kamen.)

Und diese Anweisung führte Hauptsturmführer Bruno Melmer, Leiter des WVHA, A-II (Finanzen und Soldzahlungen), höchstpersönlich durch. Aus diesem Grund bezeichnet man dieses Gold auch als Melmer-Gold. Nach der Studie von Hersch Fischler „Das Totengold der europäischen Juden und die deutschen Großbanken“ in der Zeitschrift „1999“ (Heft 1/1998 S. 146-173) erhielten Deutsche und Dresdner Bank zusammen etwa 40 % des eingeschmolzenen Opfergoldes.

Die Währungsreserven und Goldbestände der Zentralbanken der angegliederten und überfallenen Länder wurden geplündert und heim ins Reich transportiert.

Ein Schmankerl am Rande: Unsere amerikanischen Freunde waren manches Mal nicht sehr eifrig darin, die sichergestellte Nazibeute den ursprünglichen Besitzern zurückzugeben, sondern rissen sich einiges selbst unter den Nagel. So gelangten zum Beispiel vom sog. Goldzug mit Wertgegenständen aus ungarischem Regierungsbesitz (unter anderem Raubgold), den sie im Mai 1945 im Tauerntunnel beschlagnahmten, nur Objekte im Wert von 1,8 Millionen Dollar zur Versteigerung zugunsten jüdischer Flüchtlinge. Der Zug soll ursprünglich Gold und andere Wertgegenstände im Wert von rund 206 Millionen Dollar geladen haben. 2005 zahlte die US-Regierung zum Ausgleich 25,5 Millionen Dollar für Sozialhilfeprojekte zugunsten ungarisch-jüdischer NS-Opfer.

Natürlich bekamen auch die deutschen Privatbanken ihren Teil vom großen Kuchen ab, der wertmäßig allerdings schwierig zu erfassen ist. Dafür müssten die Banken ihre Archive öffnen. (Die Justus-Liebig-Universität Giessen stellt in ihrem Bericht über „Hitlers Bankiers und die SS“ fest, dass zwischen dem 15. Oktober 1941 und dem 21. August 1944 rund 5.000 Kilogramm Feingold im Wert von 5,6 Millionen US-Dollar über den Weg der Wiener Creditanstalt, einer okkupierten Tochter der Deutschen Bank, über Sofia nach Istanbul in die dort ansässige Filiale verkauft wurde.)

Für den Verkauf des geraubten Goldes gab es am Anfang zwei zentrale Anlaufpunkte, Istanbul und die Schweiz. Zuerst ließen sich noch auf dem freien Goldmarkt der Türkei Geschäfte aller Art mit dem Gold machen. Dabei spielten die Filiale der Deutschen Bank und die Deutsche Orientbank, die Filiale der Dresdener Bank in Istanbul eine entscheidende Rolle. Doch nachdem die Türkei sich 1944 gegen Deutschland stellte und die Niederlassungen deutscher Banken schloss, blieb nur noch die Schweiz als Drehscheibe übrig.

Die Bergier-Kommission stellte fest, dass allein über die Schweizer Nationalbank (SNB) in den Jahren 1940 bis 1945 Goldtransaktionen der Reichsbank für ±1,68 Milliarden SFr (±389 Millionen Dollar) vorgenommen wurden. Diese Zahl ist mit geringen Abweichungen durch mehrere Quellen gesichert. Dazu kommen noch die Lieferungen der Reichsbank an Schweizer Geschäftsbanken, die in den Jahren 1940/41 einen Umfang von 243,7 Millionen Franken (56,3 Millionen Dollar) hatten.

Nach dem am 7.5.1997 veröffentlichten Bericht des amerikanischen Unterstaatssekretär Stuart B. Eizenstat, Sonderbeauftragter von Bill Clinton für alle Vermögensfragen der Holocaust-Ära, konfiszierte der NS- Staat insgesamt Gold mit einem Schätzwert von 579 Millionen Dollar. Eizenstat rechnete für das Jahr 1997 einen Wert in Höhe von 5,6 Milliarden Dollar hoch.

Die Deutsche Bank hatte für die Golddrehscheibe Schweiz einen guten Mann, einen gebürtigen Schweizer, ausgestattet mit doppelter Staatsbürgerschaft, Alfred Kurzmeyer, seines Zeichens Generalbevollmächtigter der Deutschen Bank im Rang eines Direktors. Mit seinem Schweizer Pass kam er ohne Probleme über die Grenze. Und das tat er auch sehr gern mit einem Köfferchen voll Schmuck aller Art und Goldstücken in der Hand. Der Direktor der Deutschen Bank Kurzmeyer, der in einem Zimmer des Zürcher Hotels „Savoy“ die Schweizer Außenstelle der Deutschen Bank eingerichtet hatte, wurde 1944 von dem Fahnder der Kantonspolizei Zürich Rüegg schlichtweg als „Schieber“ bezeichnet. (Bankier des Holocaust | ZEIT ONLINE)

Auch für andere Zwecke wurde das Raubgold eingesetzt. Abs kaufte 1940 in Görings Auftrag deutsche Auslandsanleihen im neutralen Schweden mit erbeutetem Gold aus der Niederländischen und der Belgischen Notenbank, wofür ihm Göring 293.000 Reichsmark auszahlte. (Drittes Reich: Opportunisten des Geldes: Bankiers unter dem Hakenkreuz – Unternehmen – FAZ)

Maßnahmen zur Verschleierung der Finanzierung der Wiederaufrüstung

Von Februar 1936 bis Ende März 1938 wurden als Bezahlung für Rüstungsprodukte Sonderwechsel ausgestellt. Später wurden sie als Mefo-Wechsel bekannt. Aus einem Schreiben des Direktoriums der Reichsbank vom 27. Januar 1936 an alle Filialen und Kreditinstitutionen der Reichsbank wurde dieser Wechsel vorgestellt. Im folgenden ein Auszug:

„Hinsichtlich der Zwischenfinanzierung von Reichsausgaben für Zwecke der Arbeitsbeschaffung mit besonderer Betonung des Aufbaus der Wehrmacht informieren wir Sie vertraulich über folgendes: Wir ersuchen Sie, diese Nachricht als streng vertraulich zu behandeln und besonders darauf zu achten, dass kein Teil ihres Inhalts in die Zeitungen gelangt. Ab 1. Februar 1936 erhalten Industrieunternehmen, die Reichsaufträge ausführen, vorwiegend sechsmonatige Akzepte der Metallurgischen Forschungsgesellschaft m.b.H. anstelle der üblichen Barzahlung.“

Die Metallurgische Forschungsgesellschaft (Mefo) gab lediglich ihren Namen für diese Wechsel. (Bei der Gründung der Mefo waren Siemens und Krupp beteiligt, sie hielten Anteile am Stammkapital). Die Mefo war nichts anderes als ein Strohmann für die Reichsbank und das Reichsministerium für Finanzen, ein Tarnwerkzeug für die Finanzierung der deutschen Wiederaufrüstung im Rahmen des Vierjahresplans. Durch Akzeptierung dieser Mefo-Wechsel als Diskontmaterial gaben die Deutsche Bank sowie die anderen Geschäftsbanken der Wiederaufrüstung Deutschlands finanzielle Rückendeckung und trugen dazu bei, dass der Umfang dieser Finanzierung und daher das Ausmaß der Wiederaufrüstungsbestrebungen vor der Welt verborgen blieb. Diese Wechsel konnten in den Bilanzen als einfache Handelswechsel ausgewiesen werden. Sie ermöglichten es der Reichsbank, die 400 Millionen RM, die sie den gesetzlichen Bestimmungen gemäß der Regierung leihen durfte, um viele Milliarden zu überschreiten.

Mefo-Wechsel besaßen zunächst eine Laufzeit von sechs Monaten, waren jedoch auf unbestimmte Zeit verlängerbar; drei Monate nach Ausstellung waren sie bei der Reichsbank rediskontfähig (d.h. die diskontierten Wechsel konnten an- oder weiterverkauft werden). Die Deutsche Bank diskontierte (d.h. sie kaufte die später fällig werdenden Wechsels unter Abzug von Zinsen an) nicht nur Mefo-Wechsel von Kunden, sie kaufte diese Wechsel auch auf dem offenen Geldmarkt und im großen Umfang von der Reichsbank auf.

1940 machten diese Wechsel 12% der gesamten deutschen Staatsschulden aus.

Nach der Einstellung der Mefo-Wechsel wurde den Lieferanten vom Staat sogenannte Lieferungsschatzanweisungen als Zahlungsmitel gegeben. Diese Anweisungen waren nicht rediskontierbar und wurden nach 6 Monaten von der Reichsbank eingelöst. Auch dieses Zahlungsmittel wurde von der Deutschen Bank erworben und dem Staat somit weitere Kredite gegeben.

Mit der Einlösung der Mefo-Wechsel gewannen die Sola-Wechsel der Deutschen Golddiskontbank (Dego) eine beträchtliche Bedeutung. Sie waren vorher nur in geringem Maße in Umlauf. Die Deutsche Bank unterstützte das Reich durch erhebliche Aufkäufe dieser Sola-Wechsel. Der Bestand der Deutschen Bank an Sola-Wechseln stieg von 12,3 Millionen RM im Jahre 1937 auf 873 Millionen im Jahr 1944. [Fakten zu Mefo- und Solawechseln aus dem O.M.G.U.S.-Report]

Der uneingeschränkte Nachdruck, mit dem die Deutsche Bank den Großteil ihrer Mittel in die Kasse lenkte, aus der das Reich seine Ausgaben, vorwiegend militärischer Art, finanzierte, ist ein Zeichen für die grundlegende Übereinstimmung der Bank mit der Politik, die diesen Ausgaben zugrunde lag.

Deshalb war sie alljährlich bei der „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“ mit dabei. Der Beitrag der Deutschen Bank zu diesem Fonds lag im Jahre 1934 bei 160.000 RM und steigerte sich bis 1943 auf 325.000 RM. [Bankenausstellung – bankenausstellung.pdf] 

Kriminelle Handlungen als Folge der kapitalistischen Krise

Um alle diese kriminellen Handlungen zu verstehen, muss man das Wesen des kapitalistischen Systems verstehen. Die Aufrüstung Deutschlands schon in der Weimarer Republik hat nicht den Hintergrund, dass die Deutschen besonders aggressiv oder böse sind, sondern ist zurückzuführen auf die krisenhafte Entwicklung des kapitalistischen Deutschlands. Zur Überwindung der Krise wurde der Krieg vorbereitet und geführt. Mit der Herstellung von Rüstungsgütern wurde künstliche Nachfrage geschaffen zur Ankurbelung der Produktion. Der Staat ist ein sicherer, die Gewinne garantierender Abnehmer. Und wenn man dann als Produzent auch noch in unmittelbarer Nähe der gerade herrschenden Partei ist, sich diese Nähe auch etwas kosten lässt, um die jeweiligen regierenden Parteien an sich zu binden, kann man sich die Konkurrenz vom Leibe halten. Das ist heute noch genau so.

Kriegsproduktion heißt auf der anderen Seite aber auch riesige Vergeudung von Produktionsmitteln: von Maschinen, Rohstoffen und vor allen Dingen Arbeitskräften, mit dem Ziel ihrer eigenen Zerstörung. Kriegsproduktion im Faschismus hieß auch ungeheure Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft in Gestalt der Zwangsarbeiter und der Arbeitssklaven aus den KZ’s mit den brutalsten Mitteln. Die fehlende Produktivität dieser Arbeitssklaven wurde durch die große Zahl der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge wett gemacht. Waren sie verschlissen, wurden sie entsorgt wie ein kaputtes Werkzeug.

Um aber die notwendigen Rohstoffe aus dem neutralen Ausland zu beschaffen, brauchte man Devisen oder Gold. Also mussten die vorhandenen Reichtümer eines Teils der Bevölkerung dafür nutzbar gemacht werden. Dadurch konnte man sich die Erhöhung von Steuern für die breite Masse sparen. (Nur das Ehegattensplitting gab es aufgrund der Ablehnung der Frauenerwerbstätigkeit nicht). Und nichts fiel den Nazis leichter als die alten antisemitischen Vorurteile auszunutzen. Ein nicht unbedeutender Teil des Mittelstandes wurde einfach zum Feind erklärt. Für die Kleinbürger war die Ausschaltung der Juden ein gefundenes Fressen, weil sie sich dadurch bereichern und eine unliebsame Konkurrenz vom Hals schaffen konnten.

„Kauft nicht bei Juden!“ ist doch die Negativaussage von dem, was jeder Marktschreier heute macht: „Kauft lieber bei mir!“ Nur verkehrte sich das Handeln der Kleinbürger in das genaue Gegenteil, wie wir gesehen haben. Sie wurden aufgrund der darauf einsetzenden Konzentration und Monopolisierung des Kapitals selber vom Markt verdrängt.

Alle barbarischen Maßnahmen des NS-Regimes, der Krieg, der Raubzug und letztlich auch das Herausreißen der Goldzähne, waren diktiert durch die ökonomische Notwendigkeit der Überwindung der kapitalistischen Krise und der sich anschließenden Finanzierung des Krieges.

Warum konnte der Faschismus nicht verhindert werden?

Es ist müßig, darüber zu reden, ob unter den gegebenen Bedingungen der Faschismus hätte verhindert werden können. Die Geschichte hat ihr Urteil gefällt. Die Frage ist nur: Warum konnte er nicht verhindert werden?

Die SPD hatte sich seit ihrem Sieg über die Revolution 1918/19 nicht geändert. Sie war eine reformistische Partei, die die Revolution hasste wie die Pest. Nachdem ihre Anhänger immer revolutionärer wurden, wollte sie sogar den Sozialismus, aber mit friedlichen Mitteln, mit anderen Worten gar nicht. Es konnte für die KPD also nur darum gehen, die zahlreichen Anhänger der SPD durch geduldige Überzeugungsarbeit, durch Aktionseinheit in den Betrieben und sonstigen gemeinsamen Aktionen auf unterer Ebene für sich zu gewinnen. Das gilt natürlich auch für die von den Nationalsozialisten beeinflussten Arbeiter. Diese Arbeit wurde zwar auch gemacht. Aber katastrophale Fehleinschätzungen behinderte die KPD enorm bei der Gewinnung sozialdemokratischer Arbeiter.

Vom 10. Plenum des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale im Juli 1929 wurde wie schon auf dem VI. Weltkongress der KI entwickelt, die Sozialfaschismus-These in den Vordergrund gerückt. Sozialfaschismus heißt soviel wie: SPD = Sozialismus in Worten und Faschismus in der Tat. Nun ist unbestritten, dass die SPD, seit sie 1914 den Kriegskrediten zugestimmt hat, ganz offen eine Stütze der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse geworden ist und sie auch das Blut vieler Arbeiter auf dem Gewissen hat. Aber eine faschistischen Partei war sie sicher nicht. Stalin machte sie sogar zu einem Zwilling der NSDAP.

Er schrieb 1924: „Der Faschismus ist eine Kampforganisation der Bourgeoisie, die sich auf die aktive Unterstützung der Sozialdemokraten stützt. Die Sozialdemokratie ist objektiv der gemäßigte Flügel des Faschismus. Es liegt kein Grund zu der Annahme vor, die Kampforganisationen der Bourgeoisie könnten ohne die aktive Unterstützung durch die Sozialdemokraten entscheidende Erfolge in den Kämpfen oder bei der Verwaltung des Landes erzielen. Diese Organisationen schließen einander nicht aus, sondern ergänzen einander. Das sind nicht Antipoden, sondern Zwillingsbrüder.“
Stalin, Werke, Band VI, S. 253 Berlin 1950

Diese Einschätzung wurde unverändert von der KPD übernommen. Noch am 20.02.1932 wiederholte Ernst Thälmann, der Vorsitzende der KPD, auf der Plenartagung des ZK die These von den Zwillingen SPD und NSDAP. (ZK der KPD – Ernst Thälmann – 19. Februar 1932)

Die Behandlung der SPD als sozialfaschistische Partei hatte natürlich enorme Auswirkungen auf das Verhältnis der beiden Parteien zueinander. Ein Beispiel, wie aufgrund dieser Theorie die Feindschaft zwischen den beiden Parteien geschürt wurde:

Die Zeitung des Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands Die Junge Garde verbreitete die Parole: Vertreibt die Sozialfaschisten aus den Betrieben, aus den Arbeitsnachweisen und aus den Berufsschulen! Mit solchen Parolen und Handlungen macht man sich Sozialdemokraten zum Feind.

Das war zwar nicht die offizielle Parteilinie und wurde von der Führung der KPD auch scharf kritisiert, viele Mitglieder der KPD und auch Mitglieder des ZK der KPD, wie Heinz Neumann, dachten und handelten aber so. Neumann war Chefredakteur der Zeitung der KPD Rote Fahne und prägte eine ebenso falsche Parole gegenüber den Nationalsozialisten: „Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!“

Die Kommunistische Internationale gab die politische Richtung vor. Der VI. Weltkongress der KI legte im Jahre 1928 für die hochentwickelten Länder den unmittelbaren Kampf um die Eroberung der Mehrheit der Arbeiterklasse, für die sozialistische Umwälzung und die Errichtung der Diktatur des Proletariats fest.

Natürlich ist es richtig für eine revolutionäre Partei, den Sozialismus als Ausweg aus der Misere zu propagieren und auf die Notwendigkeit der Revolution zum Erreichen dieses Zieles hinzuweisen. Aber die KPD hielt die Direktive der Komintern für eine Handlungsanleitung, der auf der Stelle Folge zu leisten wäre. Demgemäß sagte Thälmann, die Partei müsse die revolutionäre Situation organisieren. (thaelmann-band3 – thaelmann-band3.pdf Seite 59)

Als Ernst Thälmann diesen Satz auf dem Plenum der KPD im Januar 1931 sagte, regierte Heinrich Brüning von der Zentrumspartei mit Notverordnungen. (Nach Wikipedia sollen es insgesamt 109 gewesen sein.) Das lief so ab: Brüning legte dem Parlament seine Gesetze vor, die von diesem regelmäßig abgelehnt wurden. Diese Gesetze beinhalteten z.B. höhere und neue Steuern, Beitragserhöhung bei der Arbeitslosenversicherung, dafür Kürzung des Arbeitslosengeldes und der Sozialfürsorge, Kürzung von Lohn und Gehalt im öffentlichen Dienst und dann auch allgemeine Lohnkürzungen. Danach erließ Brüning diese Gesetze in verschärfter Form als Notverordnung. Die SPD machte diese Farce von Parlamentarismus brav mit und ließ sich als Feigenblatt gebrauchen. Ihr Argument war, dass sie eine Auflösung des Reichstages verhindern wollte, weil sie befürchtete, dass bei einer Neuwahl die Nationalsozialisten an die Macht kommen würden. (Diese angebliche Furcht vor den Rechten kommt merkwürdig bekannt vor.)

Durch das ganze Land hätte ein Sturm der Entrüstung über diese Notverordnungen fegen müssen. Aber es geschah wenig. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Konkurrenzkampf der Arbeiter untereinander hatten den Kampfeswillen gelähmt. Anfang 1931 streikten die Bergarbeiter im Ruhrgebiet gegen die Entlassungen von 295.00 Kollegen. Berliner Metallarbeiter gingen gegen die Sparpolitik auf die Straße. Auch in Oberschlesien wurde gestreikt. Diese Kämpfe wurden von Thälmann umgedeutet in Tendenzen, bzw. Elemente des revolutionären Aufschwungs.

Thälmann rief die Partei dazu auf, durch die volle Entfaltung der Kampfkraft der Massen die revolutionäre Entwicklung zu beschleunigen und nach Ausmerzung der Überreste der bürgerlichen Ideologie und mit der dem Kapitalismus überlegenen Sowjetunion im Rücken die strategische Hauptaufgabe zu lösen: Die Gewinnung der proletarischen Mehrheit für den Kampf um die Eroberung der politischen Macht, den Kampf um die Diktatur des Proletariats!

Nun ist es aber so, dass Revolutionen sich nicht herbeiwünschen, nicht dekretieren und auch nicht durch den Willen einer Minderheit herbeiführen lassen. Da hatte Rosa Luxemburg durchaus recht. Eine Revolution hätte den Faschismus verhindern können. Aber dazu müssen die Menschen bereit sein. Wenn sie das nicht sind, hilft alle Propaganda nichts.

In dieser Situation, wo die Gefahr des Faschismus immer größer wurde und eine Revolution nicht in Sicht war, hätte man alle Kräfte anstrengen müssen, um den drohenden Faschismus abzuwehren. Das heißt, auch Bündnisse mit der ungeliebten SPD auf Führungsebene einzugehen, bzw. sie zumindest anzustreben, um die SPD-Führung unter größtmöglichen Druck zu setzen.

Einheitsfrontangebote seitens der SPD-Führung wurden aber von der KPD rundweg als Manöver abgelehnt. Thälmann sagte dazu:

Ein solches Manöver war das sogenannte „Einheitsfrontangebot“ Breitscheids in seiner Darmstädter Rede, das vom „Vorwärts“ und der übrigen SPD-Presse sofort aufgegriffen wurde und heute schon wieder längst vergessen ist, weil wir es rasch und radikal entlarvten.“ (ZK der KPD – Ernst Thälmann – 19. Februar 1932, die Plenartagung fand vom 20.-23. Februar statt)

Anstatt die Sozialdemokratie beim Wort zu nehmen, auf Angebote einzugehen und einen gemeinsamen Kampf voranzutreiben, wurden die Angebote von vornherein als unaufrichtig abgelehnt. Leichter hätte man es der SPD nicht machen können. Wenn man die SPD beim Wort genommen und sie nicht dazu gestanden hätte, wäre eine Entlarvung viel effektiver und für die Massen verständlicher gewesen. So wäre man im Kampf um die Massen einen großen Schritt voran gekommen.

Für die KPD war nicht nur die SPD faschistisch. Auch die Regierungen vor 1933 waren für sie schon faschistisch:

Die Regierung Brüning ist in ihrer jetzigen Entwicklungsphase die Regierung der Durchführung der faschistischen Diktatur. Gegen sie und alle ihre Hilfskräfte müssen wir den schärfsten Kampf der Massen führen!“ (Volksrevolution über Deutschland, Rede von Ernst Thälmann auf dem Plenum des ZK der KPD vom 15.-17.Januar 1931). thaelmann-band3 – thaelmann-band3.pdf Seite 63

Die nachfolgenden Regierungen von Papen und Schleicher waren ebenfalls faschistische Regierungen. Das alles war zwar die nackte Diktatur der Bourgeoisie, aber erst das, was 1933 mit brutaler Gewalt über Deutschland hereinbrach, war eine faschistische Diktatur.

In seiner Rede am 20. Februar 1932 rief Ernst Thälmann auch zum schärfsten Kampf gegen die Überreste des Luxemburgismus auf:

Rosa Luxemburgs Fehler in der Akkumulationstheorie, in der Bauernfrage, in der nationalen Frage, in der Frage des Problems der Revolution, in der Frage der proletarischen Diktatur, in der Organisationsfrage, in der Frage der Rolle der Partei bzw. der Spontaneität der Massen – das alles ergibt ein System von Fehlern, die Rosa Luxemburg nicht zur vollen Klarheit eines Lenin aufsteigen ließen.“ (ZK der KPD – Ernst Thälmann – 19. Februar 1932)

Er spricht sogar davon, dass jeder Versuch zur Erneuerung des Luxemburgismus und jeder Überrest des Luxemburgismus niemals eine Brücke zum Marxismus-Leninismus bilden kann, sondern stets einen Übergang zum Sozialfaschismus, zur Ideologie der Bourgeoisie, wie wir es am besten bei den Brandleristen sehen, bilden würde.

Hier wird die große Keule herausgeholt und Rosa Luxemburg mit dem Totschlagsargument Sozialfaschismus in eine konterrevolutionäre Ecke gestellt. Dabei hat ihr die Geschichte in allen Punkten (die Akkumulationstheorie einmal ausgenommen) recht gegeben. Es war die KPD, die aufgrund einer massiven Beeinflussung durch die KPdSU eine falsche Politik betrieb, die sich bitter rächen sollte. Und das nicht etwa nach dem Tod von Lenin, nein, Lenin selber hatte mit seiner Position in diesen Fragen die Weichen in die falsche Richtung gestellt.

Eine kommunistische Partei kann keinen nationalen Kurs fahren. Der Feind der Arbeiterklasse ist das Kapital, und zwar überall auf der Welt. Ihre Freunde sind die Ausgebeuteten auf der ganzen Welt. Und so muss eine kommunistische Partei immer eine internationalistische Partei sein. Eine Unterstützung jedweder nationalen Interessen kann es für sie nicht geben.

Die KPD sah die deutsche Arbeiterklasse doppelt ausgebeutet: einmal durch die einheimische deutsche Bourgeoisie und zweitens durch die internationale Bourgeoisie, die sich mit Hilfe des Versailler Vertrages, des Dawes- und Young-Planes bereichert. (Wobei Ernst Thälmann von einer stattfindenden Überfremdung des deutschen Kapitals durch das internationale Kapital spricht.) Auf der Grundlage der Zweiteilung des Kapitals wird dann folgerichtig die These der nationalen Befreiung vom internationalen Kapital aufgestellt.

Man kann für Deutschland speziell sagen, daß hier die Anwendung der Losung Volksrevolution besonders zweckmäßig ist, weil auf Grund der nationalen Unterdrückung des werktätigen deutschen Volkes durch das Versailler System und den räuberischen Young-Plan diese Aufgabe der Gewinnung und Herüberziehung von Verbündeten für das Proletariat und der Neutralisierung der übrigen Mittelschichten erleichtert wird. (ZK der KPD – Ernst Thälmann – 19. Februar 1932)

Der in der Verbannung lebende Trotzki kritisierte: Natürlich ist jede große Revolution eine Volksrevolution oder nationale Revolution in dem Sinne, dass sie alle lebensfähigen und schöpferischen Kräfte der Nation um die revolutionäre Klasse schart, die Nation um einen neuen Kern herum organisiert. Aber das ist keine Kampfparole, sondern eine soziologische Beschreibung der Revolution, die ihrerseits genaue und konkrete Begriffe erfordert. „Volksrevolution“ als Slogan ist eine Leerformel, Scharlatanerie; macht man den Faschisten auf diese Art Konkurrenz, so ist der Preis, dass man die Köpfe der Arbeiter mit Verwirrung erfüllt. (Leo Trotzki: Gegen den Nationalkommunismus. Lehren des »Roten« Volksentscheids)

Die Losung der Volksrevolution lullt das Kleinbürgertum ebenso wie die breiten Massen der Arbeiter ein, versöhnt sie mit der bürgerlich-hierarchischen Struktur des „Volkes“ und verzögert ihre Befreiung. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen in Deutschland verwischt die Losung einer „Volksrevolution“ die ideologische Demarkation zwischen Marxismus und Faschismus und versöhnt Teile der Arbeiterschaft und des Kleinbürgertums mit der faschistischen Ideologie, da sie ihnen gestattet zu glauben, dass sie keine Wahl treffen müssen, wenn es doch in beiden Lagern um eine Volksrevolution geht. (Leo Trotzki: Gegen den Nationalkommunismus. Lehren des »Roten« Volksentscheids)

Die sarkastische Antwort des Sozialdemokraten Rudolf Breitscheid auf den Antrag der KPD im Reichstag zeigt deutlich die Irrungen und Verwirrungen in der nationalen Frage:

Sie beantragen, dass alle privaten Schuldverpflichtungen an das kapitalistische Ausland annulliert werden. Die Kapitalisten, Großbanken und Großunternehmer, werden bereit sein, Ihnen eine Dankadresse zu überreichen. Sie stellen sich schützend vor die kapitalistischen Schuldner, die leichtsinnig, leichtfertig Geld aufgenommen haben, das sie nicht zurückzahlen möchten. Die Kommunistische Partei kommt und streicht mit einem Federstrich die Schulden der Kapitalisten. Ich muss schon sagen: eine größere Selbstaufopferung haben wir auch bei der Kommunistischen Partei noch nicht erlebt.“ (weimarer republik – uhr)

Folgerichtig wanderte eine beträchtliche Zahl von Mitgliedern irritiert zu anderen Parteien ab. Andererseits erhielt die KPD aber auch Zulauf aus der NSDAP. Darunter waren solche Leute wie der ehemalige Reichswehroffizier Richard Scheringer, der seine antisemitischen und nationalistischen Überzeugungen mit dem Übertritt aber nicht abgelegt hatte. (siehe auch: [rru] Die KPD und der Nationalismus)

Die KPD begab sich in einen zunehmenden Konkurrenzkampf mit der NSDAP, wer denn die Partei sei, die die nationalen Interessen besser vertritt. Es war ja nicht falsch, dass Walter Ulbricht am 27. Januar 1931 im Saalbau am Friedrichshain in Berlin mit Göbbels zusammen aufgetreten ist, wenn das Ganze auch in einer Saalschlacht endete. Entscheidend ist immer der Kampf um die Köpfe.

Es war auch nicht falsch, dass Kommunisten zusammen mit Nationalsozialisten den Streik bei der BVG in Berlin organisiert hatten. Ein Revolutionär muss im Betrieb mit jedem zusammen arbeiten, wenn es um den Kampf gegen Lohnraub geht, und wenn es nur 2 Pfennige sind. Wie wichtig das ist, zeigt Hitlers Antwort auf den Vorwurf des Reichspräsidenten Hindenburg: „Die Leute sind sehr erbittert. Wenn ich meine Leute von der Beteiligung abgehalten hätte, hätte der Streik doch stattgefunden, aber ich hätte meine Anhänger in der Arbeiterschaft verloren, das wäre auch kein Vorteil für Deutschland.“ Daher gab »die Parteiführung grünes Licht für die Beteiligung der NSBO am BVG-Streik“. (Die KPD und das Ende der Weimarer Republik) Man muss dann aber auch jede Unehrlichkeit und jedes politische Manöver seitens der mitwirkenden Parteien entlarven.

Es war aber grundfalsch, dass die KPD den von den Nazis beantragten Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtages 1931 unterstützt hat, der den Sturz der Koalitionsregierung in Preußen zum Ziel hatte. (Preußen war in der Weimarer Republik ein Freistaat, in dem bis 1932 eine sozialdemokratisch geführte Koalition unter Otto Braun regierte, was den Nazis ein Dorn im Auge war.) Thälmann und die Mehrheit des ZK waren anfänglich gegen die Unterstützung des Volksentscheides, weil sie richtigerweise davon ausgingen, dass das nur den Nazis nützen würde. Aber das Mitglied des ZK Heinz Neumann nahm hinter dem Rücken des ZK Kontakt mit dem EKKI auf und überzeugte es von der Notwendigkeit der Unterstützung dieses Volksentscheides. Das EKKI verpflichtete daraufhin die KPD zur Teilnahme am Volksentscheid. Die Mehrheit des ZK fügte sich aus Parteidisziplin (was für Kommunisten ein Ding der Unmöglichkeit ist. Kommunisten sind keine Befehlsempfänger von irgendwelchen Vorgesetzten). Der Volksentscheid scheiterte. Die KPD verlor massiv an Vertrauen bei sozialdemokratischen Anhängern und sonstigen Oppositionellen.

Als dann am 20. Juli 1932 die preußische Regierung vom Reichskanzler Franz von Papen mit einem Staatsstreich (Preußenschlag) abgesetzt wurde, gab die SPD kampflos auf und übergab somit 90.000 preußische Polizisten an die Reaktion. Die Braun-Regierung blieb zwar als Hoheitsregierung weiter im Amt, aber die tatsächliche Macht lag bei der Kommissarsregierung unter Franz Bracht.

Andererseits versuchte die KPD ganz konkret, die Massen der Erwerbslosen und der Bauern stärker in den Kampf mit einzubeziehen. Sie veröffentlichte 1931 zwei Dokumente: einen Arbeitsbeschaffungsplan und ein Bauernhilfsprogramm.

Im Arbeitsbeschaffungsplan wurde für Millionen Erwerbslose Möglichkeiten nützlicher Arbeit nachgewiesen, es wurden die Kosten und die notwendige Arbeitskräftezahl genau berechnet und auch Vorschläge zur Finanzierung unterbreitet.

Im Bauernhilfsprogramm wurde eine Reihe von Forderungen aufgestellt, deren Erfüllung die Lage der werktätigen Bauern sofort erleichtert hätten. So wurde gefordert, dass die auf 5 Milliarden Reichsmark geschätzten Schulden der kleinen und mittleren Bauern ganz oder teilweise niedergeschlagen, die Pachten gestrichen und die Getreide- und Futtermittelzölle aufgehoben werden sollen. Die Steuerlast für die Klein- und Mittelbauern sollte gesenkt und die 2,5 Milliarden Reichsmark Osthilfe, die dazu dienten, die Großgrundbesitzer zu subventionieren, zur Unterstützung der werktätigen Bauern verwendet werden. Außerdem sollten die Großgrundbesitzer entschädigungslos enteignet und deren Boden für die landarmen Bauern bereitgestellt werden.

Erst im Mai 1932, als die faschistische Gefahr immer größer und konkreter wurde, rief die KPD zur Antifaschistischen Aktion auf:

Die Antifaschistische Aktion soll alle Formen des proletarischen Massenwiderstandes gegen Faschismus, Hunger und Krieg zusammenfassen und zum aktiven Massenkampf entfalten. Sie soll uns die feste Organisierung einer Millionenbewegung der kämpfenden roten Einheitsfront ermöglichen. Sie soll darüber hinaus der Partei erleichtern, die Massen zum Kampf gegen jeden kapitalistischen Weg aus der Krise zu sammeln und zum Kampf für den revolutionären Ausweg, für die proletarische Revolution, vorzubereiten. thaelmann-band4 – thaelmann-band4.pdf Seite 101

Jetzt endlich wurde versucht, die Einheitsfront nicht nur von unten herzustellen, sondern auch auf der Ebene der sozialdemokratischen Organisationen. Und die KPD gab die Vorbedingung auf, dass die anderen Antifaschisten die Ziele der KPD und die führende Rolle der Partei anzuerkennen hatten.

Thälmann sagte dazu: Die Frage, ob wir – im Interesse einer verstärkten Herstellung der Einheitsfront von unten in den Massen zum gemeinsamen Kampf – gleichzeitig Spitzenangebote an die führenden Instanzen der SPD, des ADGB usw. richten, hängt von zwei entscheidenden Voraussetzungen ab: erstens muss in den Massen die Mobilisierung für die Herstellung der gemeinsamen Kampffront bereits einen solchen Grad angenommen haben, dass ein Spitzenangebot von unserer Seite einen wirklichen Widerhall unten bei den Anhängern der SPD oder der Mitgliedschaft der Organisationen des ADGB auslöst; zweitens muss durch die gegebenen konkreten Bedingungen die Sicherheit bestehen, dass unser Herantreten an die oberen Instanzen bei der Masse der sozialdemokratischen Arbeiter und parteilosen Arbeiter den Willen zu selbständigen Schritten bei der Herstellung der proletarischen Einheitsfront zum Kampf gegen den Faschismus nicht abschwächt, nicht ihre Aktivität in ein gewisses Abwarten verwandelt, „ob die da oben sich wohl einigen werden“, sondern im Gegenteil die Masseninitiative von unten verstärkt. thaelmann-band4 – thaelmann-band4.pdf Seite 97

Welche konkreten Aufgaben ergeben sich im wesentlichen somit für unsere Partei?

1. Wir müssen den Massenkampf gegen die Papen-Regierung, gegen die faschistische Hungeroffensive der Bourgeoisie auf breitester Grundlage entfesseln und zur Entfaltung bringen. Ökonomische Streiks, Erwerbslosenaktionen, Mieterstreiks, Massenkämpfe zur Verteidigung der Sozialversicherung, gegen Steuerwucher, gegen Zwangsversteigerungen und Exmittierungen, darüber hinaus die konkrete Vorbereitung und Auslosung von politischen Massenstreiks und schließlich der Generalstreiks in ganzen Bezirken oder selbst im Reichsmaßstabe – das ist die Linie der Kämpfe, die wir zustande bringen müssen. Durch diesen Massenkampf allein können wir die weitere faschistische Entwicklung aufhalten.

2. Wir müssen den Hitlerfaschismus zurückschlagen. Auch das kann nur auf der Linie der Führung des Massenkampfes der Arbeiterklasse und der Werktätigen geschehen. Die breiteste Organisierung des Roten Massenselbstschutzes ist von allergrößter Wichtigkeit. Es gibt keine Konzessionen an die falschen und gefährlichen Tendenzen des individuellen Terrors, die zumeist der Klassenfeind selber in die Reihen der revolutionären Arbeiterklasse provokatorisch einzuschmuggeln versucht. Es gibt erst recht nur den schärfsten Kampf gegen alle Kapitulations- und Panikstimmungen, wie sie von sozialdemokratischer Seite im Proletariat gezüchtet werden. thaelmann-band4 – thaelmann-band4.pdf Seite 99

Die herrschende Klasse beobachtete die Veränderungen sehr genau. Das Reichsinnenministerium erstellte äußerst interessante Lageberichte:

Der Lagebericht Nr. 12 vom 28. Juni (1932) untersucht die zunehmenden kommunistischen Aktivitäten im Zeichen der „Antifaschistischen Aktion“: Wo überall eine genauere Beobachtung möglich ist, stellt man stets das Gleiche fest: Kommunisten, Mitglieder des Kampfbundes gegen Faschismus, Reichsbannerleute und sonstige Sozialdemokraten haben einen Kurierdienst eingerichtet, der ihnen das Herannahen nationalsozialistischer Propagandatrupps anzeigt und ‚Selbstschutzformationen‘ mobilisiert. Mitglieder der SPD oder der SAP, Gewerkschaftskartelle. Betriebsräte beider Parteien (SPD und KPD) usw. usw. rufen zur Bildung der Einheitsfront auf. Bei blutigen Zusammenstößen mit Nationalsozialisten, z.B. auch bei den Zwischenfällen am Vorwärts-Gebäude wird noch regelmäßig, trotz der Gegnerschaft beider marxistischer Parteien untereinander, die Einheitsfront praktisch hergestellt, und nicht selten sind es gerade die Kommunisten, die am schnellsten und am rührigsten bei der Sache sind. Versammlungen werden abgehalten, in denen die Methoden eines Zusammengehens der Arbeiterparteien erörtert, Antifaschistische Einheitskomitees oder Selbstschutzstaffeln gegründet werden: Die Diskussionen um die Herstellung der Einheitsfront, auch auf höherer Ebene, nehmen immer mehr zu.

… Man gewinnt aber aus den Vorgängen der letzten Tage doch das Gefühl, dass im Grunde die SPD die ablehnendere Haltung gegen solche Einheitsfrontbestrebungen einnimmt. Wir wissen, dass noch nach der Zurückweisung des Berliner Einheitsfrontangebotes von seiten der KPD Versuche gemacht werden, interne Besprechungen mit maßgebenderen Sozialdemokraten in Gang zu bringen, deren Zweck nicht nur die ‚Entlarvung‘ der sozialdemokratischen Führer vor der Öffentlichkeit bei der erwarteten Ablehnung des kommunistischen Angebotes ist. Bisher sind aber diese Bemühungen ohne Erfolg geblieben, u. zw. auch deshalb, weil wie gesagt, die SPD sich ablehnend verhält. Sie möchte offensichtlich nicht, bevor sich nicht die innenpolitische Entwicklung ganz klar übersehen lässt, die Möglichkeiten eines früher stets bewährten Zusammenwirkens mit Mittelparteien zerschlagen… Vereinzelt haben sogar sozialdemokratische Unterführer die Kommunisten für gefährlichere Gegner als die NSDAP bezeichnet und die Möglichkeit eines Zusammengehens von Reichsbanner mit SA und Polizei gegen die Kommunisten angedeutet.

Im Lagebericht Nr. 13 vom 16. Juli (1932) heißt es: Der Parteivorstand der SPD hat entsprechend seiner von taktischen Gründen diktierten vorsichtigen Haltung (s. Lagebericht Nr. 12)… in einem Aufruf vom 28. 6. ausdrücklich gegen die von der KPD empfohlenen und auch jetzt noch angestrebten lokalen Verhandlungen ausgesprochen, ja, diese ausdrücklich verboten… Erfolg versprechende Verhandlungen könnten nur von den zentralen Parteileitungen geführt werden. Weil aber die KPD sich mehrfach grundsätzlich und eindeutig gegen solche zentralen Verhandlungen ausgesprochen hat, bestätigt dieses Rundschreiben unsere Vermutung, dass die SPD im Grunde diese auch formale Einheitsfront nicht wünscht. Sie geht sogar so weit, dass sie Funktionäre, Ortsgruppenvorsitzende usw., die sich trotzdem in lokale Verhandlungen mit der KPD einließen, entweder aus der Partei ausschließt oder veranlasst, ihre gegebene Zustimmung zur Teilnahme an Einheitsfron-Komitees oder Aktionen zurückzuziehen.

… Andererseits erklären kommunistische Führer und Redner immer wieder… Die KPD wolle lediglich diese Einheitsfront aufstellen. Sie wolle lediglich mit allen Arbeitern gemeinsam gegen den Faschismus kämpfen, den roten Massenselbstschutz schaffen, gegen die Notverordnungen der Regierungen den gemeinsamen Massenkampf aller Arbeiter einsetzen, d.h. als wirkungsvollste Kampfmaßnahme den politischen Massenstreik organisieren.

… Während aber die beiderseitigen Führer sich aus diesen durchsichtigen Gründen immer mehr auseinander reden, stellen die Massen und auch sogar die lokalen Führer die Einheitsfront in immer größerem Ausmaße praktisch her, wobei sowohl die entgegenkommendere Taktik der KPD wie auch die sich immer mehr steigernde und dem kommunistischen Ton nähernde sozialistische Agitation entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen haben. (Schriften des Historischen Kollegs – Kolloquien 26 – Kolloquien26.pdf Seite 92 ff.)

Obwohl in manchen Einschätzungen im World Wide Web die Antifaschistische Aktion als wenig bis gar nicht erfolgreich dargestellt wird, schätzt der Historiker Joachim Petzold ein, dass sie eine beachtliche Resonanz gefunden hatte (Schriften des Historischen Kollegs – Kolloquien 26 – Kolloquien26.pdf Seite 94). Wenn in den Lageberichten vielleicht die Gefahr der Vereinigung der Arbeiterklasse übertrieben wird, so wird deutlich, dass die herrschende Klasse Angst davor hatte, dass es dazu kommen könnte. Und das bestimmte ihr Handeln. Sie hievte die Partei an die Regierung, die ca. drei Monate vorher, am 6. November 1932 bei den Reichstagswahlen eine große Schlappe erlebt hatte. Die NSDAP erhielt 2 Millionen Wählerstimmen weniger als im Juli 1932.

Wie heldenmütig die Antifaschisten, Kommunisten und Sozialdemokraten auch kämpften; als es am 30 Januar 1933 darauf ankam, lehnte es die sozialdemokratische Führung ab, zum Generalstreik aufzurufen. Sozialdemokratische Arbeiter warteten auf dieses Signal, aber sie warteten vergeblich. Die Änderung der Politik der KPD gegenüber der SPD, die ja auch noch bis zuletzt ein Zick-Zack-Kurs war, kam zu spät. Sie konnte das Geschehene nicht so schnell vergessen machen.

Die Machtübergabe ging beileibe nicht geräuschlos über die Bühne. In vielen Teilen Deutschlands schlossen sich Arbeiter und andere Werktätige zum entschiedenen Kampf gegen das Hitlerregime zusammen. In Berlin kam es zu Straßenschlachten, in zahlreichen großen Städten fanden am 30. und 31. Januar machtvolle Aufmärsche und Kundgebungen statt. In einigen Städten kam es auch zu Streiks. Aber all das reichte natürlich nicht, um den Faschismus zu verhindern. Der zu diesem Zeitpunkt erfolgten vollständigen Vereinigung von bewaffneter Staatsmacht und nationalsozialistischen Schlägerbanden konnte nur eine vereinte Arbeiterbewegung Paroli bieten, wie z.B. zu Zeiten des sog. Kapp-Putsches.

Die SPD hatte nichts Besseres zu tun, als in großen Massenkundgebungen ihre Mitglieder zur Besonnenheit und Disziplin aufzurufen und dringend davor zu warnen, sich zu Gewaltakten oder Streiks provozieren zu lassen. Sie stellte sich auf den Boden der Verfassung und vertröstete auf die nächsten Wahlen. Heute hat die SPD mit der Arbeiterbewegung nichts mehr zu tun. Aber der Reformismus ist nicht tot. Es gibt immer wieder reformistische Strömungen wie die Partei Die Linke oder die Bewegung Aufstehen, die die Rolle der Sozialdemokratie übernehmen.

Die KPD hatte zum Generalstreik aufgerufen, war aber allein nicht in der Lage, diesen Aufruf in die Tat umzusetzen. Sie hatte 1932 zwar ca. 300.000 Mitglieder und gewann bei den Wahlen im November 1932 6 Millionen Wählerstimmen. Aber aufgrund der systematischen Eliminierung von kommunistischen Arbeitern und revolutionären Gewerkschaftern aus den Betrieben verlor die KPD dort ihren Einfluss. Im Oktober 1930 war noch jedes dritte Mitglied der KPD im Betrieb tätig, im März 1931 nur noch jedes vierte und Ende 1932 gar nur noch jedes neunte. Und der größte Teil der Facharbeiter war eben in der SPD organisiert. Die KPD hatte großen Einfluss bei den Erwerbslosen. Sie wurde sogar schon als Partei der Arbeitslosen verspottet. Aber mit Erwerbslosen lässt sich kein Massenstreik gegen den Faschismus machen.

Und so kann man rückblickend nur feststellen: Die SPD-Führung wollte den Faschismus nicht verhindern. Die KPD konnte es nicht, weil sie sich durch katastrophale Fehleinschätzungen den Weg zu den Massen verbaut hatte.

Bleibt nur noch, die Frage zu stellen, warum sich die KPD von der KPdSU und der Komintern so stark hat beeinflussen lassen: Der Name Sozialismus hatte damals noch einen guten Klang, mit dem viele Hoffnungen der Arbeiter verknüpft waren. Diejenigen, die es geschafft hatten, eine sozialistische Revolution durchzuführen, genossen hohes Ansehen und Vertrauen bei den Kommunisten weltweit. Meldungen, die nicht ins Bild passten, z.B. über Hunger und Aufstände schob man auf die ausländische Intervention, die Konterrevolution im Land und auf unvermeidliche Fehler eines noch jungen sozialistischen Staates. Dazu kam die hohe Akzeptanz des von Rosa Luxemburg heftig kritisierten Leninschen Ultrazentralismus. Der zentralistische Aufbau aber macht es leicht, eine bestimmte Politik durchzusetzen, mag sie nun richtig sein oder falsch. All das machte sich die Führung der KPdSU unter Stalin zunutze, um ihre falsche Linie durchzudrücken, einer Linie, die letztendlich nur zur Befestigung der eigenen Macht diente und nicht der Weltrevolution. (Im spanischen Bürgerkrieg wird die konterrevolutionäre Rolle der KPdSU sehr deutlich. Siehe: Der spanische Bürgerkrieg – Verrat aller relevanten Arbeiteroganisationen an der Revolution – NORBERTs GESCHICHTEN ÜBER GESCHICHTE )

So konnte das geschehen, was sich die deutschen Konzernherren von den Nationalsozialisten erhofft und warum sie ihnen die Regierungsgewalt übertragen hatten:

Die Zerschlagung der Arbeiterbewegung, die Auflösung ihrer Parteien, furiose Wiederaufrüstung, Vorbereitung und Durchführung des nächsten Krieges, Ablenkung von den kapitalistischen Monopolen und Oligopolen als dem tatsächlichen Feind.

Der deutsche Faschismus war eine Symbiose zwischen den Herren von Chemie, Kohle und Stahl, der Rüstungsbetriebe, der Banken und Versicherungen, die eine Diktatur brauchten, um ihre Ziele der Erweiterung ihres Machtbereiches, der Unterwerfung anderer Völker und Ausbeutung ihrer Arbeitskräfte, sowie Ausplünderung ihrer Ressourcen durchzusetzen auf der einen Seite; und auf der anderen Seite den Nationalsozialisten, die dieser Diktatur eine Massenbasis verschaffen konnten, indem sie mithilfe ihrer Ideologie die mittleren und unteren Schichten des national gesinnten Bürgertums und auch die durch Arbeitslosigkeit verelendeten und demoralisierten Teile der Arbeiterschaft gewinnen und begeistern konnten. Den Preis dafür zahlte die kapitalistische Klasse gern. Sie musste nämlich einen Großteil ihrer Macht im Staat selbst an die Nationalsozialisten abgeben.

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