Wie kam es 1933 zum Faschismus? – Faschismus in Deutschland Teil I

Abschnitt 5 Ideologische Manipulation durch die herrschende Klasse

Die herrschende Klasse verfügt über jahrhundertelange Erfahrungen, an die Macht zu kommen und sich auch da zu halten. Sie weiß genau: Wer vom eigenen Verschulden ablenken will, muss andere Schuldige präsentieren. Und das waren damals niemand anderes als jene Novemberverbrecher, rote Vaterlandsverräter und Erfüllungspolitiker. Der eingangs erwähnte Trick der kaiserlichen Heeresleitung bei der Durchführung der Waffenstillstandsverhandlungen entfaltete seine volle Wirkung.

Großen Anteil an den falschen Schuldzuweisungen hatte ein Pressekonzern, dessen Holding den seltsamen Namen Opriba (Ostdeutsche Privatbank) führte. Dieser Konzern beherrschte die Presse der Mittel- und Kleinstädte und des flachen Landes. Doch auch in Berlin war er vertreten. Zu ihm gehörte die zweitgrößte Nachrichtenagentur des Reiches, die Telegraphen-Union. Auch Deutschlands größte Filmherstellungs- und Vertriebsgesellschaft Ufa wurde angegliedert. Chef dieses weitreichenden Konzerns war der Geheimrat Alfred Hugenberg, von 1909 – 1918 Generaldirektor des Krupp-Konzerns, deutschnationaler Reichstagsabgeordneter, Vorstandsmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie und des Arbeitgeberverbandes. Hugenberg kontrollierte um die Mitte der zwanziger Jahre zwei Drittel der gesamten deutschen Presse und beeinflusste im Kino mit der Ufa-Wochenschau und nicht selten mit Filmen mit stramm deutschnationaler Tendenz. Dazu kamen noch die Zeitungen seiner schwerindustriellen Freunde, z.B. die Deutsche Allgemeine Zeitung und die Frankfurter Nachrichten von Hugo Stinnes. Die IG Farben beeinflusste die Frankfurter Zeitung. Die Gutehoffnungshütte war erheblich an den Münchner Neuesten Nachrichten beteiligt. Der Großindustrielle Otto Wolff finanzierte die Kölnische Volkszeitung und die Zeit.

Dazu kamen noch die ultrarechten bis nationalliberalen Parteiorgane sowie die ebenfalls rechts stehende Kirchenpresse. Alles in allem waren in der Weimarer Republik weit über drei Viertel der deutschen Zeitungen und Zeitschriften extrem antisozialistisch, entschieden gewerkschafts- und auch SPD-feindlich sowie mehr oder minder stark gegen die parlamentarische Demokratie eingestellt. Gegen diese geballte reaktionäre Phalanx war es schwer bis unmöglich für die sozialdemokratische Presse, die Organe der KPD und linken Zeitschriften wie die Weltbühne ein ebenbürtiges Gegengewicht zu schaffen.

Um verstehen zu können, wie die Hugenbergsche Presse operierte, hier ein paar Kostproben:

Man las von der schwarzen Schmach (das war die gängige Bezeichnung für die im besetzten Rheinland stationierten französischen Soldaten schwarzer Hautfarbe), von der Verseuchung der deutschen Jugend durch artfremden Nigger-Jazz und Urwaldtänze, die unweigerlich zu Rassenschande und damit zum Untergang führten.

Die Leser wurden aufgebracht gegen das schreiende Unrecht der völkerrechtswidrigen Zerschneidung des kerndeutschen Preußens durch den (in Wahrheit von fast drei Millionen Polen bewohnten, im Reichstag des Kaiserreichs von immerhin zwanzig polnischen Abgeordneten vertretenen) Korridor.

Man hetzte gegen die schmachvolle Unterwerfung deutscher Erfüllungspolitiker unter das Diktat der Feinde, von dem erniedrigenden Nachgeben der Systempolitiker in der Reparationsfrage. Der Zentrumspolitiker Matthias Erzberger, der Unterzeichner des von den Generälen so dringend geforderten Waffenstillstands vom 11. November 1918 war ein in übelste Korruption verstrickter Lump und Vaterlandsverräter. Der Ende Januar 1922 zum Reichsaußenminister ernannte Walter Rathenau, Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), war ein artfremder Jude und Interessenvertreter der internationalen jüdischen Hochfinanz. Bei Friedrich Ebert handelte es sich um einen vom Sattlergesellen zum Reichspräsidenten aufgestiegenen ehemaligen Hochverräter, der der Front in den Rücken gefallen war, der vornehmlich Umgang mit Schiebern pflegte und sich von jüdischen Geschäftemachern mit kostbaren Geschenken offensichtlich bestechen ließ.

Die Nationalsozialisten mussten also nichts Neues erfinden, sondern haben nur geerntet, was andere gesät hatten.

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