Wie kam es 1933 zum Faschismus? – Faschismus in Deutschland Teil I

Abschnitt 3 Bei der herrschenden Klasse blieb alles beim Alten

Die Revolution hatte es zwar geschafft, den Kaiser ins Exil zu schicken, aber der alte Obrigkeitsstaat blieb weitestgehend erhalten: In den Ministerien saßen noch dieselben Staatssekretäre und Geheimräte wie vor dem 9. November. Die gesamte innere Verwaltung lag weiterhin in den Händen meist stockkonservativer Beamten. Das Heer stand immer noch unter dem Kommando der kaiserlichen Generäle und Stabsoffiziere.

Kein einziger Beamter wurde als Feind der Republik zur Rechenschaft gezogen oder zwangspensioniert, kein einziger Richter entlassen, kein General wurde unter Anklage gestellt, kein Offizier musste sich wegen Menschenschinderei oder Kriegsverbrechen verantworten.

Nach den Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 bekam Deutschland eine neue Regierung mit dem Zentrumspolitiker Fehrenbach an der Spitze. Verkehrsminister wurde der letzte Chef der kaiserlichen Obersten Heeresleitung und Partner Eberts bei der Niederwerfung der Revolution 1918, General Groener. Der Chef der Streitkräfte blieb General von Seeckt. Nachdem der 1926 seinen Hut nehmen musste, wurde sein Nachfolger General Groener. Die Reichswehr blieb also fest in der Hand der kaiserlichen Generalität. Genauso blieb auch das Vermögen in den alten bewährten Händen. Und es vermehrte sich, auch in der Zeit der Inflation 1923/24. Die Rittergutsbesitzer konnten mit ihrem gewachsenen Reichtum reaktionäre Politiker und rechtsradikale Kampfverbände fördern. Friedrich Flick raffte damals seinen ersten Konzern zusammen. Stinnes, Krupp, Röchling und Thyssen profitierten mächtig davon, durch große Bankkredite den Ankauf von Sachwerten zu finanzieren und diese Verbindlichkeiten später mit wertlosem Papiergeld zu tilgen. Eine andere Methode, rasch reich zu werden, während die Masse des Volkes alle Ersparnisse verlor, bestand darin, für den Staat Steuern zu kassieren, sie aber nicht gleich an das Finanzamt abzuführen, sondern dafür wertbeständige Rohstoffe zu kaufen und die Steuerschulden mit großer Verspätung mit wertlos gewordenen Papiermillionen zu begleichen. Auf diese Art und Weise ist Reemtsma steinreich geworden.

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