Wie kam es 1933 zum Faschismus? – Faschismus in Deutschland Teil I

Abschnitt 12  Kriminelle Handlungen als Folge der kapitalistischen Krise

Um alle diese kriminellen Handlungen zu verstehen, muss man das Wesen des kapitalistischen Systems verstehen. Die Aufrüstung Deutschlands schon in der Weimarer Republik hat nicht den Hintergrund, dass die Deutschen besonders aggressiv oder böse sind, sondern ist zurückzuführen auf die krisenhafte Entwicklung des kapitalistischen Deutschlands. Zur Überwindung der Krise wurde der Krieg vorbereitet und geführt. Mit der Herstellung von Rüstungsgütern wurde künstliche Nachfrage geschaffen zur Ankurbelung der Produktion. Der Staat ist ein sicherer, die Gewinne garantierender Abnehmer. Und wenn man dann als Produzent auch noch in unmittelbarer Nähe der gerade herrschenden Partei ist, sich diese Nähe auch etwas kosten lässt, um die jeweiligen regierenden Parteien an sich zu binden, kann man sich die Konkurrenz vom Leibe halten. Das ist heute noch genau so.

Kriegsproduktion heißt auf der anderen Seite aber auch riesige Vergeudung von Produktionsmitteln: von Maschinen, Rohstoffen und vor allen Dingen Arbeitskräften, mit dem Ziel ihrer eigenen Zerstörung. Kriegsproduktion im Faschismus hieß auch ungeheure Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft in Gestalt der Zwangsarbeiter und der Arbeitssklaven aus den KZ’s mit den brutalsten Mitteln. Die fehlende Produktivität dieser Arbeitssklaven wurde durch die große Zahl der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge wett gemacht. Waren sie verschlissen, wurden sie entsorgt wie ein kaputtes Werkzeug.

Um aber die notwendigen Rohstoffe aus dem neutralen Ausland zu beschaffen, brauchte man Devisen oder Gold. Also mussten die vorhandenen Reichtümer eines Teils der Bevölkerung dafür nutzbar gemacht werden. Dadurch konnte man sich die Erhöhung von Steuern für die breite Masse sparen. (Nur das Ehegattensplitting gab es aufgrund der Ablehnung der Frauenerwerbstätigkeit nicht). Und nichts fiel den Nazis leichter als die alten antisemitischen Vorurteile auszunutzen. Ein nicht unbedeutender Teil des Mittelstandes wurde einfach zum Feind erklärt. Für die Kleinbürger war die Ausschaltung der Juden ein gefundenes Fressen, weil sie sich dadurch bereichern und eine unliebsame Konkurrenz vom Hals schaffen konnten.

„Kauft nicht bei Juden!“ ist doch die Negativaussage von dem, was jeder Marktschreier heute macht: „Kauft lieber bei mir!“ Nur verkehrte sich das Handeln der Kleinbürger in das genaue Gegenteil, wie wir gesehen haben. Sie wurden aufgrund der darauf einsetzenden Konzentration und Monopolisierung des Kapitals selber vom Markt verdrängt.

Alle barbarischen Maßnahmen des NS-Regimes, der Krieg, der Raubzug und letztlich auch das Herausreißen der Goldzähne, waren diktiert durch die ökonomische Notwendigkeit der Überwindung der kapitalistischen Krise und der sich anschließenden Finanzierung des Krieges.

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